Hamburg. Regina Spektor kommt mit ihrem Album „Home, Before And After“ zurück, Laura Veirs rechnet auf „Found Light“ mit den Männern ab.

Sie hat sich Zeit gelassen. Sechs Jahre sind seit „Remember Us To Life“, dem letzten Album von Regina Spektor, vergangen. Erst wurde ihr Sohn geboren, dann kam die Pandemie, doch jetzt ist sie mit „Home, Before And After“ (Sire Records) zurück. Und wie! Die aus zehn Songs bestehende Kollektion ist ein Meisterwerk geworden, bei dem Spektor stilistisch einen etwas anderen Weg eingeschlagen hat. Früher waren viele ihrer Songs durchaus sperrig, die neuen Lieder sind eingängiger und überwiegend opulent arrangiert. Schon der Auftaktsong „Becoming All Alone“ könnte auch aus einem Musical stammen.

Dieses Lied hat die in New York lebende Sängerin und Pianistin bereits 2014 in einer Soloversion live gespielt, auf „Home, Before And After“ kommt es aufgemotzt daher und gibt die Richtung für die gesamte Platte vor. Zusammen mit dem Produzenten John Congleton und einer Band hat sie ihre Parts in einer umgebauten Kirche in Upstate New York eingespielt. Das Orchester hat sie nie zu Gesicht bekommen, es nahm seine Arrangements in der nordmazedonischen Stadt Skopje auf. Spektors Songs wirken wie pointierte Kurzgeschichten mit zuweilen ungewöhnlichen Wendungen wie in „One Man’s Prayer“.

Regina Spektor mit „Home, Before And After“.
Regina Spektor mit „Home, Before And After“. © Warner

Anfangs nimmt sie die Perspektive eines einsamen Mannes ein, doch im letzten Vers offenbart der sich als ein frauenverachtender und liebesunfähiger Kerl. „Sugar Man“ mit den Zeilen „I’m not your doll / I’m not your pet“ geht in eine ähnliche Richtung. Das Opus magnus des Albums heißt „Spacetime Fairy­tale“ und ist eine philosophische Be­trachtung, gerichtet an ihren Sohn.

Neue Musik: Laura Veirs rechnet mit Männern ab

Vor zwei Jahren hat Tucker Martine, angesehener Produzent vieler Indie-Bands, seine Ex-Frau Laura Veirs noch beim Album „My Echo“ im Studio unterstützt, bei Veirs aktuellem Album „Found Light“ (Bella Union/PIAS) ist er nicht mehr dabei; die amerikanische Singer-Songwriterin hat die Produktion zusammen mit Shahzad Ismaily selbst in die Hand genommen. Der Multiinstrumentalist unterstützt Veirs bei den meisten Songs, einige hat Veirs komplett allein in Portland/Oregon aufgenommen, wo sie seit einigen Jahren lebt. „Found Light“ hört sich auf vielen Songs wie eine späte Abrechnung mit Tucker Martine an, kann aber auch für alle Männer gelten, die sich gegenüber ihren Frauen schäbig verhalten.

Laura Veirs mit „Found Light“.
Laura Veirs mit „Found Light“. © PIAS

Im „Ring Song“ singt sie darüber, dass sie ihren Ehering zum Pfandleiher gegeben hat, auch „Time Will Show You“ und „Eucalyptus“ klingen ziemlich bitter. Doch es gibt auch Erinnerungen an die guten Zeiten und es gibt Hoffnung: „New Arms“ erzählt von einem emotionalen Umbruch. Veirs, Jahrgang 1973, macht unprätentiösen Folk-Pop.

Da sind Nummern, die nur mit akustischer Gitarre pur und federleicht klingen, aber Veirs benutzt auch andere Instrumente und setzt damit farbige Kontrapunkte wie mit einer Geige in „Time Will Show You“ oder einer Flöte in „Naked Hymn“.