Hamburg. Das Hamburger Quintett begleitet beim ersten Sommer-Gastspiel musikalisch einige erstaunliche Varieté-Nummern.

Hochdeutsche Sommer-Gastspiele im Ohnsorg-Theater haben seit dem Einzug der Bühne fürs Niederdeutsche in den Neubau in Hauptbahnhof-Nähe vor mehr als einem Jahrzehnt schon Tradition. Nachdem das urkomische Schlager-Parodiie-Duo Familie Malente vor einigen Jahren nach Bonn abgewandert ist, hat sich im Ohnsorg das versierte Musik-Comedy-Trio Bidla Buh etabliert. Bevor die drei Herren im Frack im August wieder loslegen, hat nun mit Albers Ahoi! am Heidi-Kabel-Platz eine weitere Gruppe festgemacht. Und das Theater eine weitere frische Note erhalten, die offensichtlich den Publikumsgeschmack trifft.

Die Band um den Hamburger Schauspieler und Musiker Jannik Nowak beschäftigt sich aber nicht bloß mit dem musikalischen Werk Hans Albers’. Die fünf (Leicht-)Matrosen begleiten bei ihren maritimen Reise über die sieben Weltmeere zeitweise fünf Artistinnen und den kräftigen blonden Jongleur Lukas - Typ junger Dolph Lundgren - bei deren Darbietungen. Dass beim Albers Ahoi! Varieté zur Melodie „Zwischen Hamburg und Haiti“ zwei Akrobatinnen gewagt am Vertikal-Seil turnen, ist fürs Ohnsorg ein Novum. Ins Straucheln gerät beim ersten der vier Abende dieses Sommer-Gastspiels aber keine(r) der Beteiligten.

Revue-Kritik: Im Ohnsorg gehen die Arme hoch

Frontmann Nowak, der noch im Frühjahr im Ohnsorg-Studio schauspielerisch-einfühlsam als Johannes Pinneberg in der Fallada-Adaption „Kleiner Mann – was nun?“überzeugt hatte, gibt im Großen Haus als Frontmann Johnny jetzt den Animateur im „Robinson Club Ohnsorg“ - sobald beim Song „Rum aus Jamaica“ der Spirituose-Begriff erklingt, gehen im Saal die Arme hoch. Mit dem Lied „Und über uns der Himmel“ aus dem Nachkriegsjahr 1947 setzt die Band später bewusst ein melancholisches Gegenstück. Gut so.

Mit Klarinette, Akkordeon, Trompete (von Nowak gespielt), Tuba und Schlagzeug klingt bei Albers Ahoi! der Gassenhauer „Nimm mich mit Kapitän“ sogar mal wie Balkan-Pop. Und wer sich fragt, warum die vier Bierflaschen vor Nowaks Nase so lange verschlossen bleiben, wird im zweiten Teil dieser unkonventionellen, durchaus opulenten Revue aufgeklärt: Auf vier mal zwo Glasflaschen plus Klarinette intonieren die (Leicht-)Matrosen zeitweilig „La Paloma“gänzlich neu, inklusive Taktwechseln.

Revue-Kritik: Albers Ahoi! nach Amsterdam gereist

Von der „Schönsten Frau der Welt“ ist Albers Ahoi! da längst nach „Amsterdam“ gereist: Beim Landgang ins Rotlichtviertel der niederländischen Hauptstadt zu Jacques Brels Chanson zeigt die extrem biegsame Akrobatin Leilani Franco eine sensationelle Kontorsions-Nummer, balanciert ein volles Rotweinglas auf dem Bauch liegend zwischen den Beinen und zündet sich danach mit den Zehen noch eine Zigarette an. Doch auch die Hula-Hoop-Nummer der Wuchtbrumme Viktoria Lapidus hat es bis zum Spagat in sich – insbesondere in Sachen Komik.

Da könnte Frontmann Nowak gern auf einige flaue Kalauer wie „Warum haben Aale keine Schuppen - Alpecin?“, verzichten. Umso stimmiger der Shanty „Haul Away Joe“, die Partisanen-Hymne „„Bella Ciao“ und das plattdeutsche „Dat Du mien Leevsten büst“ zum musikalischen Abgang. Wat mutt, dat mutt.

Albers Ahoi! Varieté noch bis Sa 9.7., jew. 20.00, Ohnsorg-Theater (U/S Hbf.), Heidi-Kabel-Platz 1, Karten ab 26,50 unter T. 35 08 03 21; www.ohnsorg.de