Hamburg. Am Altonaer Theater überzeugt eine konzentrierte Bühnenadaption von Friedrich Dürrenmatts Roman „Der Richter und sein Henker“.

Und wenn man dann einen Satz wie diesen hört, fällt es doch schwer, die aktuelle Lage nicht zumindest mitzudenken: „Verbrecher fallen in bestimmten Kreisen gar nicht auf“, heißt es auf der Bühne des Altonaer Theaters an einer Stelle nicht ohne Zynismus, „solange sie gut gekleidet sind und Beethoven hören.“ Beschrieben wird das undurchsichtige Treffen von nicht näher benannten, aber schwerreichen, gut vernetzen und skrupellosen Industriellen: „Alle können es sehen und keiner tut etwas dagegen. Deshalb lässt man uns machen. Weil es ohne uns nicht geht.“

Die Welt ist schlecht. In dem Punkt ist sich diese Premiere mit der Realität einig – aber eigentlich geht es in Mathias Schönsees wohltuend konzentrierter Inszenierung des Dürrenmatt-Romanklassikers „Der Richter und sein Henker“ gar nicht um die große Weltpolitik. Wobei: Machtspielchen, übergroße männliche Egos, die über Leichen gehen, einfach, weil sie es können – geht es am Ende womöglich nicht immer nur darum?

Altonaer Theater: Die Welt ist schlecht in „Der Richter und sein Henker“

Ein Polizist ist tot, erschossen. Kommissar Bärlach, nach Selbstauskunft ein „alter schwarzer Kater, der gern Mäuse frisst“ und zudem schwer geplagt von einem Magengeschwür, das ihm nicht mehr viel Lebenszeit lässt, soll den Mord an seinem Kollegen aufklären. Bärlach, den Franz-Joseph Dieken als knurrig-unrasierten Bullen alter Schule spielt, gehört zum „rostigen Eisen“ und holt sich den ambitionierten Kollegen Tschanz (smart: Achmed Ole Bielfeldt) an die Seite. Zunächst im Fokus: Bärlachs alter Bekannter Gastmann (aalglatt: Jacques Ullrich), mit dem ihn seit Jahrzehnten eine Art Wette verbindet, die Frage nach dem perfekten Verbrechen. Hat Gastmann wieder zugeschlagen? Schafft es Bärlach den Rivalen zu überführen, bevor ihn selbst das Geschwür schafft?

Es ist ein Spiel, ein Tanz (den Regisseur Schönsee als Idee etwas überstrapaziert), in dem auch die übrigen Charaktere zu Spielfiguren werden. Wie ein grausiger Totempfahl rotiert in der Bühnenmitte eine vielköpfige Monsterkreatur. Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.

Viel Applaus für ein starkes Ensemble und einen spannenden Theaterkrimi.