Hamburg. Der finnische Saxofonist, Flötist und Keyboarder lieferte mit seiner Band ein durchwachsenes Konzert ab – bei vielen freien Plätzen.
Gegen Ende seines Konzertes in der nur etwa zur Hälfte gefüllten Elbphilharmonie spielt Jimi Tenor eine Komposition mit dem Titel „My Mind Will Travel Where My Body Can’t Go“. Mit dem ausufernden Stück bewegt sich der finnische Sänger und Saxofonist auf den Spuren des großen Sun Ra. Der exzentrische afroamerikanische Musiker hatte seit den 60er-Jahren mit seinem Arkestra einen etwas spinnerten kosmischen Sound kreiert.
Gleichzeitig war er einer der wichtigen Innovatoren des Free Jazz. Von solchen umwerfenden Neuerungen sind Tenor und seine Bigband ein ganzes Stück entfernt. Die Qualität seines Ensembles reicht bei weitem nicht an das immer noch existierende Arkestra heran, die Idee kosmischer Reisen ins „Outta Space“ hat bei Tenor etwas Epigonenhaftes und ist vielleicht nur als großer Spaß gemeint.
Elbphilharmonie: Tenor beginnt mit „Magical World“
Als der Bandleader in einem flamingofarbenen Anzug um Punkt 20 Uhr die Bühne betritt, beginnt er das Konzert mit dem Song „Magical World“ aus dem Album „4th Dimension“. Er singt, was nicht gerade zu seinen Stärken gehört, spielt Querflöte, Tenorsaxofon und bedient ein kleines Keyboard. Zusammen mit seinem 13-köpfigen Ensemble kommt dabei ein hippieesker Sound heraus. Eigentlich fehlt nur noch eine Lightshow mit zerlaufenden Farben oder Stroboskop-Scheinwerfern für diesen psychedelischen Auftakt. Doch die Architektur der Elbphilharmonie sträubt sich gegen die Verwandlung in eine magische Welt.
Dafür ist eine Art Völkerwanderung zu beobachten. Dutzende Besucher verlassen ihre Plätze im rückwärtigen Teil des Saales und suchen sich neue Sitze mit frontalem Blick auf die Band in besseren Blöcken. Freie Plätze gibt es ja reichlich.
Elbphilharmonie: Es bleibt ein zwiespältiger Eindruck
Ausgelassene Stimmung will nicht so recht aufkommen, obwohl viele der Nummern tanzbar sind. Es gibt Passagen, in denen die Band mit Schwung loslegt, aber dann implodiert der Sound wieder. Die besten Momente hat das Konzert, wenn die Musiker Afro-Beat spielen. Dann erinnern sie an die famose afrikanische 70er-Jahre-Band Osibisa oder an Fela Kutis hypnotische Polyrhythmen. Die instrumentalen Passagen sind wesentlich spannender als die Melodien, die Tenor anstimmt. Als Sänger nimmt er sich einen selbstbewussten Dilletantismus heraus, der auf Dauer nervt. Gern hätte man von Tenor mehr auf der Flöte gehört, denn die beherrscht er meisterhaft.
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Am Ende des zweieinhalbstündigen Abends bleibt ein zwiespältiger Eindruck. Die Musiker agieren ziemlich lässig, doch es fehlt zuweilen an Präzision. Die klanglichen Möglichkeiten einer Bigband bleiben weitgehend ungenutzt. Tenor schafft es nicht, wirklich magische Momente zu kreieren, in denen so ein Ensemble ins Fliegen kommt – wie es Sun Ra und andere Bigband-Leiter immer wieder schaffen oder geschafft haben. Die Fans feiern Jimi Tenor dennoch. Der Finne ist eben zu einer Kultfigur geworden und die kritisiert man nicht, sondern verehrt sie.