Hamburg. Die portugiesische Fado-Sängerin Mariza sorgt im Großen Saal für zwei bewegende Konzertstunden. Wie ihr das gelang.
Es gibt Konzerte, bei denen sich alles fühlen lässt: Melancholie, Lebensfreude und sämtliche Nuancen dazwischen. Der portugiesische Fado betont ja eigentlich die Molltöne des Lebens. Doch Mariza, eine der prominentesten Sängerinnen des Genres, wendet die Dramatik der Musik ein ums andere Mal in energiegeladene Hoffnung. Ihr Auftritt in der Elbphilharmonie lädt den Großen Saal für zwei Stunden mit Emotionen auf.
Im bodenlangen blauen Kleid betritt Mariza die Bühne. Ihr blondes Kurzhaar leuchtet. Die Intensität, mit der ihr Gesang anhebt, fährt einem durch Herz und Seele. Und auch ohne Portugiesischkenntnisse vermittelt sich ihr Vortrag unmittelbar. Durch ihre erzählerische Art zu singen, durch die expressive Gestik.
Das Mikro in der Linken, streckt sie ihren rechten, mit Rosen tätowierten Arm immer wieder gen Publikum. Blüten und Dornen, Schönheit und Schmerz – alles ist miteinander verbunden. Auch die Tradition mit der Gegenwart. Denn mit ihrem Programm „Mariza canta Amália“ verneigt sie sich vor der großen Fadista Amália Rodrigues. Etwa mit dem Lied „Lágrima“: Dunkel ergründet Mariza ihr Inneres und lässt zugleich eine große Zärtlichkeit anklingen.
Mariza in der Elbphilharmonie: Mal sanft, mal impulsiv
Mal wiegt sich die Künstlerin sanft hinein in das akzentuierte Spiel ihrer Band, mal tanzt sie impulsiv. Und immer wieder wird sie im Laufe des Abends ihre Musiker vorstellen: João Frade am Akkordeon, Carlos Ferreira an der Akustikgitarre, Luís Guerreiro an der portugiesischen Gitarre, Adriano Alves an der akustischen Bassgitarre und João Freitas am Schlagwerk. Weggefährten, die die 48-Jährige zum Teil seit Jahrzehnten begleiten.
„Thank you. Muito muito muito obrigada!“ In einem Mix aus Englisch und Portugiesisch bedankt sich Mariza, endlich wieder ihre Musik mit anderen Menschen teilen zu können. In den zwei Jahren, die sie aufgrund der Pandemie pausieren musste, sei der Wunsch gewachsen, eine besonders große Nähe zu ihren Fans herzustellen. Und so setzt sie sich ganz eng mit ihren Gitarristen zusammen, um einige Lieder in besonders intimer Atmosphäre zu präsentieren. Zum Beispiel ihren Hit „Chuva“: Ihr Mikro legt sie in den Schoß und singt in den Saal hinein. Eindringlich und sterbensschön.
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Mariza versteht es aber auch, eine passionierte Party zu feiern – mit Elementen von Bossa Nova, Flamenco, Jazz und Pop. Als starkes Band hält ihre Stimme all diese Stile zusammen. Ein Gesang, der flehen und fließen kann, der trauert und tanzt. Zum Schluss: Standing Ovations.