Hamburg. Das Tony-nominierte Stück „Outside Mullingar“ überzeugt auch im English Theatre. Wie der Spagat zwischen Komödie und Märchen gelingt.

Tony (Séamus Newham) ist ein irischer Landwirt, wie er im Buche steht. Rustikal, etwas schlicht, aber herzensgut. Gegensätzlich zu seinem Vater ist Anthony (Brian Tynan) ein größeres Rätsel. Er bevorzugt das Leben ohne Menschen in der Natur und wirkt ab und zu in den rauen irischen Dialogen fehl am Platz. Rosemary (Catherine Deevy) und ihrer Mutter Aoife (Nora Conolly) hingegen merkt man binnen Sekunden die irischen Wurzeln an. Ein bisschen sarkastisch, ein bisschen forsch und niemals wortkarg. In der Vergangenheit führten die ungleichen Familien eine Fehde aufgrund eines Stück Lands zwischen den benachbarten Bauernhöfen. Ob es die Streitigkeiten oder Anthonys Art sind, die Rosemary ihre romantischen Gefühle zu Anthony verheimlichen lassen – sie wartet vergebens auf ein Liebeszeichen des Einsiedlers.

Auf der Bühne des English Theatre ist für John Patrick Shanleys „Outside Mullingar“ (das nach der New Yorker Uraufführung für den Tony Award 2014 nominiert war) ein einfacher, eher unkomfortabler Wohnraum geworden. Ein staubiger Sessel findet unter einem Kreuz seinen Platz, eine fast mittelalterliche Küchenzeile ziert den Hintergrund, und die spartanischen Küchenmöbel sind wohl der Lebensmittelpunkt des Vater-Sohn-Gespanns. Der bäuerliche Schuppen bleibt bis zum Aufleuchten der Laternen vorerst verborgen. Bei einer klassischen Tasse Tee, gezaubert aus dem wohl modernsten Stück des Hauses, erfährt Anthony, dass auch sein amerikanischer Cousin als Erbe für den Bauernhof infrage kommt. Auf Fassungslosigkeit folgen Frust, Anthony stürmt in die Nacht – zu Rosemary. Trotz der Streitigkeiten ist es ausgerechnet die irische „Beauty“, die Anthony ermutigt, um das Vermächtnis zu kämpfen.

„Outside Mullingar“: Komödie und Märchen zugleich

Und weil es nicht nur eine Komödie, sondern eben doch ein Märchen ist, das Regisseur Clifford Dean hier erzählt, läuft natürlich auch am English Theatre alles auf ein Happy End hinaus: Der Streit von Vater und Sohn ist beigelegt und der Bauernhof endlich an Anthony versprochen. Bei einem herben Guinness-Bier auf Rosemarys blumigem Sofa kann das Publikum der erhofften Liebesgeschichte verfallen.

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Die Hamburger Premiere von „Outside Mullingar“ überzeugt vor allem mit einem detailverliebten Bühnenbild, mit hingebungsvollen Schauspielerinnen und Schauspielern und den irischen Klängen, die bereits zu Beginn Lust auf mehr machen. Die ulkige Geschichte lädt zum Lachen, Mitfiebern und Zurücklehnen und die irische Musik zum Mitwippen ein.

„Outside Mullingar“, 10.2.–9.4., English Theatre (U Mundsburg), Lerchenfeld 14, 2G-plus, Karten ab 22,- unter T. 22 77 089 oder www.englishtheatre.de