Hamburg. Die Premiere des Kult-Musicals „Der kleine Horrorladen“ im First Stage Theater ähnelt einem Comic – garniert mit feiner Live-Musik.
Im Vorjahr durften nach Theaterpremieren in Hamburg zeitweise nicht mal Blumensträuße an die Mitwirkenden überreicht werden - Corona treibt seltsame Blüten. Am Montagabend hatte der Händler aus St. Pauli, der das First Stage stets mit frischer Ware beliefert, endlich wieder gut zu tun. Mit drei Wochen Verspätung nach mehreren Infektionen im zehnköpfigen Ensemble und im Regieteam hat „Der kleine Horrorladen“ jetzt fast täglich im modernen Theater in Altona geöffnet. Auch die vierköpfige Band, die die Darsteller an Bildschirmen aus einer Wohnung oberhalb des Technik-Pults mit Soul und Rock ’n’ Roll begleitet hatte, holte sich auf der Bühne den verdienten Applaus samt der Sträuße ab.
Der Verkauf Letzterer floriert im Blumenladen von Mr. Mushnik (erst herrisch, später gütig: Florian Soyka) jedoch überhaupt nicht. Als der Chef erwägt, das Geschäft zu schließen, stellt er eine ungewöhnliche Pflanze ins Fenster, die sein Gehilfe Seymour bei einem Chinesen erworben hat. Und siehe da, der grüne Polyp lockt immer mehr Kunden an. Nicht nur die Pflanze wächst (und spricht), auch Seymour blüht auf.
Musical-Kritik: Wie "Der kleine Horrorladen" überzeugt
Joshua Edelsbacher ist eine nahezu idealtypische Besetzung der Hauptfigur; er singt, spielt und tanzt den schüchternen, am Ende verzweifelten Waisenjungen als Bürschchen zum Liebgewinnen. Als humoreske Krönung entpuppt sich Franziska Schuster: Sie gibt Seymours Kollegin und heimliche Liebe Audrey als ausgereifte Karikatur eines Blondchens. Piepst und quiekt, stakst auf Pumps in immer neuen Kleidchen über die Bühne, provoziert mehrmals Szenenbeifall und trägt auch ein nicht floristisches „Veilchen“ mit theatraler Fassung. Dumm nur, dass „Audrey II“ - wie Seymour die fleischfressende Pflanze nennt - nach der ersten Blutauffrischung immer mehr vom roten Saft braucht. Und dass Audreys Freund Orin (Sascha Stead) ein sadistischer Zahnarzt ist ...
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Regisseur Felix Löwy, der im First Stage Theater zuletzt „Footloose“ zum Erfolg geführt hatte, hat sich bei seiner Neu-Inszenierung des oft aufgeführten Kult-Musicals „Der kleine Horrorladen“, nicht etwa an der populären zweiten Verfilmung mit Rick Moranis von 1986 orientiert. Vielmehr hat er Anregungen aus dem ursprünglich als Comic erschienenen Stoff geschöpft. Und so wirkt seine mit Choreograf Phil Kempster entstandene Arbeit wie ein Comic für die Bühne. Garniert mit feiner Live-Musik, bewusst überzeichneten Charakteren und schrillen Kostümen insbesondere bei den famosen Soul-Girls Olivia Kate Ward, Daniela Tweesmann und Lena-Sophie Pudenz. Deren Plastik-Perücken wirken wie ein Mix aus Pommes frites und breiten Bandnudeln - doch davon wird die Monster-Pflanze („Huuunger“) im kleinen Horrorladen ja nicht satt.
„Der kleine Horrorladen“ wieder Mi 9.2., bis 28.4., 19.30, 2G plus mit Abstand, First Stage Theater (Bus 16, 112, 115), Thedestr. 15, Karten zu 39,- bis 55,-: T. 401 13 27 27; www.firststagehamburg.de