Hamburg. US-Gitarrist John Scofield gab ein Konzert im Kleinen Saal der Elbphilharmonie und machte aus seiner Nervosität keinen Hehl.
„Ich wette, 37 Leute hier im Publikum können das Stück besser hinkriegen als ich“, sagt John Scofield lächelnd, bevor er mit Elizabeth Cottens „Freight Train“ loslegt. Das ist zwar eher unwahrscheinlich, aber auch ganz sympathisch, dass die Jazz-Legende, die mit Miles Davis, Charles Mingus und Chet Baker spielte und auf eine viereinhalb Jahrzehnte währende Solokarriere zurückblicken kann, sich keineswegs für das Maß aller Dinge hält.
Lang, sehr lang, hat er wegen Corona nicht mehr live gespielt, das ausverkaufte Konzert im Kleinen Saal der Elbphilharmonie ist für den 70-Jährigen deshalb etwas ganz Besonderes. Richtig nervös sei er hinter der Bühne gewesen, erzählt er. Vielleicht liegt es daran, dass es eine Weile braucht, bis das Ein-Mann-und-seine-Gitarre-Setting tatsächlich Funken schlägt.
Elbphilharmonie: Die sympathische Jazz-Legende John Scofield im Kleinen Saal
„Little Walk“ vom 93er-Album „What We Do“ ist nicht mehr als nett, „That Old Feeling“ leidet darunter, dass Scofield zwar ein herausragender Gitarrist, aber kein herausragender Sänger ist, doch dann nimmt das Ganze Fahrt auf. „Angel Of Death“ von Country-Ikone Hank Williams, das wunderbar sanfte, seiner Frau gewidmete „Mrs. Scofield’s Waltz“ und – einer der Höhepunkte – „The Creator Has A Masterplan“ von Pharoah Sanders, das Scofield mit einem lässigen „Ich hoffe, den hat er wirklich“ kommentiert. Jetzt läuft es.
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Den Sound reichert Scofield bisweilen durch kurze Akkordfolgen oder auf den Gitarrenkorpus getrommelte Percussion-Passagen an, die er dann durch den Sampler schickt. Klingt gut.
Dass er sich trotz seiner Jazz-Meriten nicht auf ein Genre festlegen lässt, unterstreicht noch einmal der letzte Song des regulären Programms: „Not Fade Away“ von den Rolling Stones, über dessen berühmtes Riff er geradezu schwerelos improvisiert. Als Zugabe dann mit „For All We Know“ noch ein Klassiker – und lang anhaltender Jubel. Dass irgendwer hier John Scofield an der Gitarre etwas beibringen kann… Eher unwahrscheinlich.