Hamburg. Pianist Uri Caine ging im Großen Saal so sehr in der Musik auf, dass er zunächst sogar vergaß, seine Maske abzunehmen.

Wer einen Eindruck von den vielfältigen Interessen des Pianisten Uri Caine bekommen möchte, muss sich nur einmal die aktuelle CD-Werkschau „My Choice“ ansehen. Dort sind Aufnahmen zu finden, bei denen er mit Jazzern wie Klarinettist Don Byron und Gitarrist Nguyên Lê spielt, aber auch mit dem Arditti String Quartet und dem Exaudi Vocal Ensemble sowie mit dem legendären R&B-Sänger Bunny Sigler (1941-2017). Was für eine Bandbreite.

In den Großen Saal der Laeiszhalle allerdings war Uri Caine am Montag in einer klaren Jazzmission gekommen – mit Bassist Mark Helias und Schlagzeuger Ben Perowsky. Also keine (unkonventionellen) Goldberg-Variationen, kein Wagner, kein Mozart, sondern vergleichsweise freie Improvisationen – wobei schon auch vom Blatt gespielt wurde.

Uri Caine Trio in der Laeiszhalle lässt Musik sprechen

Man sei jetzt zwei Wochen auf Tour und nach all den Corona bedingten Reise-Schwierigkeiten unglaublich froh, hier in Hamburg tatsächlich auftreten zu können, sagte Caine nach etwa einer Stunde, aber das war es dann auch mit der direkten Kommunikation mit dem Publikum. Den Rest der 80 Minuten sprach einfach die Musik. Und in die hineinzufinden dauerte einen Moment, machte das Uri Caine Trio anfangs doch den Eindruck, als seien hier drei Solisten aufeinandergetroffen, die zwar perfekt eingespielt sind, aber kaum interagieren.

Doch je länger der erste, gut 35-minütige Musikblock dauerte, desto mehr lösten sich die Zügel, wuchsen die drei zu einer Einheit zusammen, auch körpersprachlich. Da entstand eine mitreißende Laut-leise-Dynamik, wurde plötzlich gegroovt, auch mal ein Blues-Schema angespielt. Selbst die bisweilen etwas zu lauten Soli von Schlagzeuger Ben Perowsky fügten sich ins Gesamtbild, in diesen kontinuierlichen Fluss der Ideen und Wendungen, aus dem immer wieder kurze lyrische Passagen hervorstachen.

Wie sehr Uri Cane in all dem aufging, war vielleicht auch daran zu sehen, dass er im Gegensatz zu seinen Mitstreitern lange Zeit schlicht vergaß, die Maske abzulegen und sie unter dem Kinn trug. Da gab es eben gerade sehr viel Wichtigeres. Herzlicher Applaus und schon Vorfreude auf das nächste Konzert in der Piano-Jazz-Reihe, am 17. Februar mit dem Pablo Held Trio und Gitarrist Nelson Veras.