Hamburg. Sopranistin Julia Lezhneva überzeugt mit ihrem abwechslungsreichen Pogramm. Zusammen mit dem Concerto Köln spielte sie im Großen Saal.
Warum müssen Künstlerinnen und Künstler, jetzt erst recht, so unbedingt auf die Bühne? Das Lächeln, mit dem die Sopranistin Julia Lezhneva die erste, zweite, dritte und auch noch ihre vierte Zugabe einleitete, ist die beste Antwort auf diese Frage. Die Ränge hinter der Bühne im Großen Saal waren so gut wie leer, ein irritierender Anblick in der Elbphilharmonie, gegen den von anderen Seiten energisch anapplaudiert wurde – ihr Herz aber war, ein bisschen Pathos darf’s mal sein: übervoll.
Nachdem Lezhneva zuletzt an der Staatsoper als sinnlich gurrende Poppea in Händels „Agrippina“ begeistert hatte, hatte sie für ihren ProArte-Abend mit dem Concerto Köln eine interessante Mischung aus der Blütezeit der Barock-Oper zusammengestellt. Die erste Programmhälfte war dabei eher auf B-Seiten des virtuosen Repertoires ausgerichtet.
Elbphilharmonie: Sopranistin Julia Lezhneva und die Vielfalt der Barock-Oper
Auf kleinere Meister wie die harmlos manierlichen Berliner Kapellmeister-Gebrüder Graun, für die Lezhneva ein besonderes Schatzgräberin-Faible hat, oder den Farinelli-Lehrer Porpora. Porporas Motette „In caelo stelle clare fulgescant“ lieferte religiös verzückt, was die Titelzeile versprach: Wie helle Sterne am Himmel leuchteten und funkelten die überdrehten Trillerkettchen und Koloratur-Kunststücke, mit denen Porpora dieses Bravour-Stück fingerdick garniert hatte. Ein Bonus für Spezialisten war später die zweite Zugabe: Händels „Lascia la spina“, die Oratoriums-Verwandte seines wohl größten Opern-Hits „Lascia ch’io pianga“.
Dass es auch melodramatischer und theatraler geht, zeigte Lezhneva nach der Pause mit fröhlich auf Rabatz gebürsteten Concerti von Vivaldi, einer Drahtseilakt-Arie aus Händels „Alessandro“ und mit der sanft säuselnden Arie „Zeffiretti, che sussurarate“ aus „Ercole sul Termomonte“, bei der Lezhnevas agiler, leicht leuchtende Stimme von einer Blockflöte und zwei Solo-Geigen in lieblichen Smalltalk verwickelt wurde.