Hamburg. Die Compagnie von John Neumeier feierte im Ernst Deutsch Theater Premiere von „John’s – BJB – Bach“ – und agierte durchweg souverän.
Natürlich geht es letztlich nicht darum, aber man muss es doch einmal sagen: Wie perfekt das alles ist! Wie sicher diese Figuren getanzt, wie synchron hier Bilder gebaut werden! Mit welcher Souveränität die Tänzerinnen und Tänzer des Bundesjugendballetts, der Nachwuchsschmiede von John Neumeiers Hamburg Ballett, das Programm „John’s – BJB – Bach“ gestalten! Gleichzeitig heutig und in der Tradition verhaftet, als Hommage an Neumeiers große Bach-Ballette, „Magnificat“, „Bach 1 und 2“, „Matthäus Passion“!
Dabei ist das von Kevin Haigen konzipierte „John’s – BJB – Bach“ der künstlerisch weniger ergiebige Teil von „Im Aufschwung XIII“, der aktuellen Leistungsschau des Bundesjugendballetts im Ernst Deutsch Theater. Zuvor hat man schon „Liberté, Égalité, Créativité“ gesehen, ein rund einstündiges Programm, das die gesamte Bandbreite der Compagnie abbildet, die von einer romantischen Phantasie („Ein-Klang“, Choreografie: Raymond Hilpert) über eine folkloristische Burleske („Frére Amour“, Choreografie: Dustin Klein) bis zu einem in den Exzess kippenden Ensemblestück („Episodes – Sybille Ricci Ray“, Choreografie: Kevin Haigen) reicht.
Hamburg Ballett: Junge Menschen auf Irrwegen
Dieser erste Teil des Abends begeistert in seiner Vielstimmigkeit, aber auch in seiner Offenheit für das Unfertige. Nicht dass hier weniger gekonnt getanzt würde, aber: Während sich das Ensemble in „John’s – BJB – Bach“ als gelehrige Schülerschaft Neumeiers darstellt, sieht man zu Beginn des Abends junge Menschen, die sich von ihrer Leidenschaft auch mal auf Irrwege führen lassen.
- Bundesjugendballett: „Wir wollen keine Marionetten“
- Wer kommt, wenn Carsten Brosda nach Berlin geht?
- Schmerzlicher Abschied von einer großen Tänzerin
„Über die Türschwelle“ etwa mag von Mirabelle Seymour und Pepijn Geldermann sensibel getanzt sein, Choreograf Lennard Giesenberg aber findet eher abgedroschene Bilder. Und „Episodes – Sybille Ricci Ray“ will zwar mit live spielender Rockband die ganz wilde Grenzüberschreitung darstellen, ist dann aber doch nur Exzess von Leuten, die sich das exzessive Leben vor allem in Form lauter Gitarren vorstellen können.
Stolperer zeigen die Echtheit auf
Und doch: Für die Qualität von „Im Aufschwung XIII“ sind solche Stolperer wichtig. Weil das Bundesjugendballett eben nicht nur aus perfekten Tänzern besteht, sondern auch aus jungen Menschen, die sich ausprobieren wollen.
„Im Aufschwung XIII“ wieder am 16., 18., 19. November, 19.30 Uhr, Ernst Deutsch Theater, www.bundesjugendballett.de