Hamburg. Im Ernst Deutsch Theater feierte das “Weihnachtsmärchen 2021“ Premiere - mit einer tröstlichen Botschaft für diesen Corona-Winter.
Küssen ist überschätzt. Denn dass man einen Frosch knutschen muss, damit aus ihm ein Prinz wird, ist wirklich ein Märchen. Schon im Original der Gebrüder Grimm und auch jetzt in Hartmut Uhlemanns zauberhafter Inszenierung des Klassikers „Der Froschkönig“ im Ernst Deutsch Theater braucht es viel mehr einen beherzten Wurf gegen die angedeuteten Marmorsäulen des Palastes, um den Fluch zu brechen und „Mister Glitschi“ in einen schmucken Königssohn (Florian Weigel) zu verwandeln.
Ein sehr gelungener ironischer Kniff (den die großen Menschen im Publikum vermutlich noch mehr zu schätzen wissen als die fröhlich mitsummenden Kleinen) ist es dann, dass dieser freshe „Prince“ die 80er-Hymne „Kiss“ anstimmen darf. Überhaupt setzt die Musik (Komposition/Musikalische Leitung: Gerd Bellmann) in dieser sehr kurzweiligen, knapp 60-minütigen und wirklich „ganz, ganz goldigen“ Märchenstunde, die nach zweimaligem, pandemiebedingten Aufschub nun endlich auf die Bühne kommt, immer wieder Akzente.
Froschkönig im Ernst Deutsch Theater mit feiner Ironie
Zum Beispiel, als die schöne Prinzessin Ida (wunderbar: Nele Larsen), eigentlich eine in Seidenkleidern gefangene Pippi Langstrumpf, davon singt, dass sie es einfach nur satt hat, immer nur „goldig“ (also artig) sein zu müssen. Und so entflieht sie dem goldenen Käfig, in dem sie mit ihrer exaltierten Mutter (herrlich: Yasemin Cec), dem leicht trotteligen Papa König (Lennart Matthiesen; „Der König ist très fatigué, also Vati geht!“) und ihren beiden enervierenden Schwestern (Tash Manzungu und Franziska Fockel) lebt, und lässt sich nach einer königlichen Krocket-Partie im Schlossgarten von Diener Heinrich (Flavio Kiener) an einen Brunnen im Wald locken.
Da nimmt die Geschichte bekanntlich an Fahrt auf, als die gefrustete Prinzessin des Vaters Goldkugel in die Tiefe plumpsen lässt. Was nun folgt, ist einer der gelungensten Einfälle dieser Inszenierung (Bühne: Eva Humburg; Kostüme: Sabine Birker): Wie von einfallenden Sonnenstrahlen angeleuchtet, schwebt die Kugel wie in Zeitlupe zu Boden und geht mal allem auf den Grund, was dort so geboten ist.
Ein Clownfisch namens Dorie (schöne Grüße an Nemo) schwimmt vorbei, zwei Schwertfische fechten elegant und eine Muschel trägt sehr zur Erheiterung des Publikums ihr Comedy-Programm („Was liegt am Strand und hat Schnupfen? Eine Niesmuschel!“) vor.
„Alles wird gut, im Märchen und im Leben“
Der Kreis schließt sich, denn auch Prinzessin Ida liebt Wortspiel-Rätsel dieser Art. Zum Beispiel: „Welche Brille trägt man nicht auf der Nase? Die Klobrille!“ Es ist fest davon auszugehen, dass diese Witze in den nächsten Wochen in diversen Hamburger Kitas und auf den Pausenhöfen der Grundschulen zu hören sein werden. Irgendwas bleibt ja immer hängen. Wie das Finale.
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Denn nach anfänglichem Ekel und der Ermahnung des Königs („Was man verspricht, muss man halten“), lässt Prinzessin Ida den Frosch, der ja nur unter der Bedingung, Idas Freund und Bettgefährte sein zu dürfen, die Kugel aus der Tiefe geholt hatte, ins Schloss. Da ahnt sie noch nicht (das Publikum aber schon), dass er ihr Traumprinz werden wird. Denn wie singt das bestens aufgelegte Ensemble zum Abschied: „Alles wird gut, im Märchen und im Leben.“ Eine tröstliche Botschaft in diesem zweiten Corona-Winter.
„Der Froschkönig“, Ernst Deutsch Theater, bis 23. Dezember, Karten zwischen 11 und 19 Euro. Geeignet für Kinder ab 4 Jahren.