Hamburg. Gekonnt gemacht, lebendig serviert: ein vielschichtiges Konzert zwischen innigen Momenten und Kaufhausberieselung.

Es muss ja nicht immer rau und kantig sein. Anders als manche Konkurrenzensembles, verzichtet das Wiener Kammerorchester bei Mozart auf scharfe Kontraste. Die A-Dur-Sinfonie des damals achtzehnjährigen Komponisten klingt beim Gastspiel in der Elbphilharmonie federnd, weich und geschmeidig; Streicher- und Bläserstimmen sind homogen gemischt. So ein Mozart-Bild wirkt aus heutiger Perspektive vielleicht einen Tick „old school“, hat aber natürlich seinen Reiz.

Auch im „Jenamy“-Konzert bleibt das Kammerorchester, geführt vom Konzertmeister Ludwig Müller, seiner Linie treu. Und trotzdem herrscht jetzt ein anderer Ton. Weil Mozart in dem Stück mehr Überraschungen wagt. Und weil Sebastian Knauer das Energielevel hebt.

Elbphilharmonie: Knauer zaubert feine Farben aus dem Klavier

Der international renommierte Pianist aus Hamburg spielt hochkonzentriert. Mit reich differenziertem Anschlag zaubert er feine Farben aus dem Steinway, der unter seinen Händen besonders edel perlt. Im ersten Satz flirrt es im hohen Register, als würden die Engel singen. Und im Andantino führt Knauer die Melodie bis ins verträumte Pianissimo. Ein zartes Angebot, das die Streicher gern annehmen und versüßen.

Dieser Dialog zwischen Solist und Kammerorchester belebt die Aufführung. Auch im f-Moll-Konzert von Bach, nach der Pause. Wieder sind es vor allem die innigen Momente, im Largo, die sich auf leisen Tasten und Saiten ins Ohr und Herz pirschen. Ein schönes Programm, bis hierhin. Mit einem starken, etwas heiseren Solisten, der am Nachmittag noch die Feldhockey-Meisterschaft seiner Tochter bejubelt hat, wie Knauer in seiner Moderation gesteht. Sehr sympathisch. So wie auch die Einführung zum Schlussteil des Programms, mit dem 2016 uraufgeführten Werk „ÜberBach“ von Arash Safaian, für Klavier, Vibraphon und Streichorchester.

Standing Ovations für lebendige Kaufhausmelodien

Safaian bedient sich bei Werken von Bach, pickt Motive heraus und verrührt sie mit Einflüssen aus Minimal Music und Wohlfühlklassik zum eingängigen Mix. Das ist gekonnt gemacht, mit ein paar hübschen Ideen gewürzt und von Knauer und dem Vibraphonisten Morten Friis mit Kammerorchester lebendig serviert – blubbert allerdings teilweise auch sehr beliebig vor sich hin. Vieles dudelt so nett wie ereignisarm und würde als Kaufhausberieselung nicht weiter stören.

Aber: Das Publikum ist begeistert und feiert das Stück und seine Interpreten mit Standing Ovations.