Hamburg. Neu im Kino: Die Geschwister Brüggemann bringen den vergnüglichen Beziehungsfilm „Nö“ auf die große Leinwand. Spaß ist garantiert.
Eigentlich ist der Film ja ein klares Ja. Ein Bekenntnis zur Liebe, zum Abenteuer, gemeinsam durch dick und dünn zu gehen. Aber so ein saloppes Nö klingt halt frecher. Und macht auch neugierig. Er denke manchmal, dass sie sich trennen sollten, sagt Michael (Alexander Khuon) ganz zu Beginn des Films im Bett zu seiner Freundin Dina (Anna Brüggemann). Ob sie das nicht auch denke? Da fällt sie gleich, die knappe Antwort, die dem Film den Titel gibt: „Nö“.
Es stimmt doch zwischen ihnen. Also bleiben sie zusammen, werden sogar Eltern. Und müssen doch mit ganz anderen, viel schwerwiegenderen Nös umgehen, die das Leben ihnen bereitet: die Eltern, denen man es nie recht machen kann. Der Beruf, der einen auffrisst. Und die eigenen Ansprüche, die so verschieden sind. Sodass immer wieder die Frage aufblitzt, ob man zu all dem nicht doch Nö sagen sollte.
Filmkritik: Projekt der Geschwister Brüggemann
Dietrich Brüggemanns „Nö“ wirkt wie eine aktuelle, auf eine heutige, jüngere Generation übertragene Version von Ingmar Bergmans „Szenen einer Ehe“ – und wie deren humoristischer Gegenentwurf. Die Szenen dieser Beziehungskiste blättern die Geschwister Brüggemann, die das Drehbuch gemeinsam geschrieben haben, in 15 großartigen Episoden auf, lauter Einakter zwischen OP-Saal, Kletterhalle und Friedhof.
Dabei springen sie mal um Jahre, mal um wenige Wochen. Momentaufnahmen, die zu kunstvollen Kabinettstückchen gerinnen. Wie schon in ihren Filmen „Neun Szenen“ und „Kreuzweg“ sind auch hier wieder alle Szenen in einer einzigen Sequenz ohne Schnitt gedreht, was das Spiel umso eindringlicher macht. Ein Fest für die Akteure. Die Kamera beobachtet dabei mal starr von außen, mal springt sie mitten ins Geschehen.
Filmkritik: „Nö“ ist ein großer Spaß
Und jede dieser Szenen wird ins Surreale überhöht. Köstlich etwa, wenn in einer Küchenszene die Zeit zerrinnt, das Kind anfangs noch per Babyfon zu hören ist und am Ende der erwachsene Sohn reinspaziert und sich ein Bier holt. „Nö“ ist schon fast zwei Jahre alt, entstand also vor Corona und vor Dietrich Brüggemanns umstrittener Aktion „#allesdichtmachen“. Wie immer man zu Letzterer stehen mag – es sollte keine Auswirkung auf die Rezeption dieses Films haben.
- Neuer Bond-Film mit Daniel Craig: Lizenz zur Langeweile
- Die spinnen, die Dänen – aber sehr vergnüglich
- „Die Schachnovelle“: Passables Historienkino
Denn der ist ein großer Spaß, mit einem genauen, humorvollen und doch unerbittlichen Blick, Stars auch in kleinen Rollen, Spielfreude, grandiosen Dialogen und herrlich überdrehten Szenen. Letztere könnten auch ein Trost für die Zuschauer sein. Denn: Nö, so durchgeknallt wie dieses Paar ist die eigene Beziehung dann doch nie.
„Nö“ Komödie D 2021, 120 Min., läuft im Zeise