Hamburg. Am Winterhuder Fährhaus überzeugt „Ein Satz zu viel“ als ebenso amüsante wie intelligente Boulevard-Komödie. Eine Kritik.
Mit der Treue ist es nicht weit her in den Ehen von Lucas und Manon und von Gaspard und Clemence. Lucas (Anton Pleva) gesteht seinen Eltern unter Tränen, dass seine Frau (Laura Uhlig) mit einem portugiesischen Maurer Urlaub auf Capri macht. Doch es stellt sich heraus, dass auch Lucas kein Kind von Traurigkeit gewesen ist.
Zu einer Dienstreise nach New York hat er eine attraktive Kellnerin mitgenommen. Auch Clemence (Angela Roy) verplappert sich, als sie über Lucas sagt: „Er ist mehr mein Sohn als dein Sohn.“ Gaspard (Paul Frielinghaus) stutzt, hakt intensiv nach und erfährt von einer Liaison seiner Frau mit einem chinesischen Kantinenkoch und Sex zwischen Kartoffelsäcken. Dieser Satz zu viel führt zum Einsturz eines ganzen Lügengebäudes und zum Titel von Eric Assous‘ Komödie, die an der Komödie Winterhuder Fährhaus jetzt als deutsche Erstaufführung Premiere feierte.
„Ein Satz zu viel“: Regisseurin hält zwei Stunden lang das Tempo hoch
Assous, ein viel gespielter Dramatiker in Frankreich, versteht sich auf die Kunst des verbalen Schlagabtauschs, und mit Meike Harten hat sich eine Regisseurin des Stücks angenommen, die zwei Stunden lang das Tempo hochhält, immer wieder witzige Pointen setzt. „Ein Satz zu viel“ wird unter ihrer Regie zu einem höchst amüsanten Theaterspaß.
Die stärkste Figur innerhalb dieser Beziehungskomödie ist Clemence, von Angela Roy als selbstbewusste und pragmatische Mutter und Ehefrau gespielt. Immer wieder mokiert sie sich über ihren aufbrausenden Mann und holt ihn von seinen maßlosen Übertreibungen mit einer einzigen spitzen Bemerkung auf den Teppich zurück. Roy ist das Zentrum der Komödie und das Beispiel einer starken Frau, die ihrem Mann Gaspard haushoch überlegen ist.
Amüsante wie intelligente Boulevard-Komödie
Paul Frielinghaus hat die etwas undankbare Aufgabe, jedes Macho-Klischee erfüllen und daraufhin die verbalen Schläge seiner Frau aushalten zu müssen. Er stellt sich als treuer und untadeliger Ehemann dar, doch auch seine Fassade bricht. Statt sich zu den Seitensprüngen der Vergangenheit zu bekennen, geht er in die weinerliche Rolle des Opfers über.
Wenn er in gelben Socken über die poppig-bunte Bühne (Sabine Flunker) schlurft, ist er das Gegenteil eines attraktiven Mannes. Auch Sohn Lucas (Anton Pleva) kommt ihm in der weinerlichen Art nach. Wenn der Druck zu groß wird, rennt er in die Küche und beruhigt sich mit einem lauten Schaumschläger. Ziemlich cool dagegen agiert Laura Uhlig als seine attraktive Ehefrau Manon. Auch sie verbirgt noch ein paar Geheimnisse, aber die sollen an dieser Stelle noch nic ht verraten werden.
- Die spinnen, die Dänen – aber sehr vergnüglich
- Ein unorthodoxer Clash der Religionen in den Kammerspielen
- Am Ernst Deutsch Theater kommts ganz schön dicke
Mit „Ein Satz zu viel“ hat die Komödie Winterhuder Fährhaus eine ebenso amüsante wie intelligente Boulevard-Komödie im Programm, die schon bei der Premiere mit langem Beifall gefeiert wurde und bei der Meike Harten wieder einmal gezeigt hat, dass sie Komödien punktgenau inszenieren kann.
„Ein Satz zu viel“ Komödie Winterhuder Fährhaus, Aufführungen bis zum 31. Oktober