Hamburg. Zum Auftakt der diesjährigen Rathauskonzerte gab es Tschaikowsky und Schubert. Die Musiker behalfen sich mit Wäscheklammern.

Glutvoll, dunkel und spannungsreich ist der Ton des polnischen Geigers Janusz Wawrowski. Er war Solist in Tschaikowskys Violinkonzert beim Auftakt zu den Rathauskonzerten der Symphoniker Hamburg im Innenhof des Rathauses der Hansestadt. Die musikalische Wärme war auch bitter nötig, denn die Temperatur lag bei lediglich 16 Grad. Noch dazu wehte ein recht frischer Wind.

Ohne Wäscheklammern zum Fixieren der Noten an den Pulten der Musiker läuft da nichts. Die meisten Besucher des dennoch fast ausverkauften Konzerts hatten sich mit Wollpullovern, Decken, Rot- oder Weißwein „bewaffnet“.

Wawrowski ist ein souveräner Techniker

Immerhin blieb es trocken, nur ein paar Möwen zogen ihre Kreise und stimmten ab und zu in das unter dem Motto „Romantik pur“ stehende Konzert ein. Wawrowski ist ein souveräner Techniker und er vergisst dabei niemals die Musik. Mit lockerem Handgelenk servierte er in Tschaikowskys Violinkonzert die halsbrecherischen Läufe und Akkordbrechungen und hatte dabei noch sichtlich Spaß. Stets suchte er – vor allem bei den sehr elegant gelungenen Übergängen – den Kontakt zu den Orchester-Musikern, bei denen Flöte, Oboe, Klarinette und andere Bläser mit attraktiven Soli in das hochvirtuose Konzert einstimmten.

Obwohl der Violin-Solist hier wirklich gefordert ist und auch ins Schwitzen kommen kann, wärmte sich Wawrowkski zwischendurch immer wieder die Finger an einem neben ihm stehenden Öfchen. Ulrich Windfuhr am Pult der Symphoniker Hamburg war ein aufmerksamer Begleiter. Spannung kam besonders auf, wenn man durch plötzliche Piano-Schattierungen zur Aufmerksamkeit gebracht wurde.

Etwas schwerfälliges Pathos

Nach der Pause dann eine frühe Sinfonie von Schubert, Nummer vier in c-Moll mit dem Beinamen „Tragische“. Ganze 19 Jahre jung war der Komponist damals. Das Stück erinnert in seinem düster-bedrohlichen Charakter ein bisschen an c-Moll-Stücke von Beethoven – zum Beispiel die Fünfte oder die Coriolan-Ouvertüre. Man sollte das nicht ernsthaft vergleichen, da würde der junge Schubert klar den Kürzeren ziehen. Man hört, da ist ein ambitionierter Komponist am Werk, der seinen Stil und auch die rechte Form noch sucht. Aber man hört auch an vielen Stellen schon den so typischen Schubert-Klang reiferer Werke.

Mit ein bisschen schwerfälligem Pathos nahm Windfuhr den ersten Satz, und überhaupt hätte man sich für die ganze Sinfonie etwas mehr Leichtigkeit und Wiener Charme gewünscht. Das hätte auch manche kompositorische Schwäche kaschiert. So wirkten dann der dritte Satz (Menuett) und der vierte Satz (Allegro) mit ihren sich wiederholenden Figuren etwas redundant. Aber im zweiten Satz Andante kamen zum Beispiel die verschachtelten Strukturen, das Ineinander der einzelnen Stimmen schön heraus und besonders die Intensität der Bläsermelodien sorgte für musikalische Wärme.

Nächste Rathauskonzerte: 18.7., 19 Uhr, 21.7., 18 Uhr. Die Symphoniker Hamburg haben noch zwei zusätzliche Rathauskonzerte angekündigt: 27.8., 19 Uhr, und 1.9., 18 Uhr