Hamburg. Die Oper von Mathias Husmann am Allee Theater verspricht einen unterhaltsamen Abend mit exzellenten Sängern.
Der 200. Geburtstag von Jacques Offenbach wird am heutigen 20. Juni um 19.30 Uhr im Hamburger Allee Theater gefeiert – mit der für diese Saison letzten Vorstellung von "Offenbachs Traum".
Das Theater gab bei dem Hamburger Komponisten und Dirigenten Mathias Husmann eine Kammeroper in Auftrag, die kürzlich an der Max-Brauer-Allee uraufgeführt wurde. „Offenbachs Traum“ (Libretto vom Komponisten) setzt bei dem Klischee an, dass Offenbach nur eine große Oper geschrieben hätte. Todkrank hätte er am Ende seines Lebens nach weit über 100 Operetten doch wenigstens eine richtige Oper komponiert. Dabei schrieb Offenbach vor „Hoffmanns Erzählungen“ zwei große romantische Opern und brachte währenddessen noch einiges andere zu Papier.
Dennoch bietet Husmanns „Offenbachs Traum“ nicht nur einen unterhaltsamen Abend mit exzellenten Sängern, sondern auch Anregendes über Offenbach und E. T. A. Hoffmann. Der romantische Dichter mit einer Vorliebe fürs Spukhafte wurde in dem Theaterstück „Hoffmanns Erzählungen“ von 1851 (Michel Carré/Jules Barbier) und in der darauf basierenden Oper von 1880 zum erzählenden Protagonisten, aber auch zum Protagonisten, über den erzählt wird. Husmann setzt nun zwecks Vermischung von Leben und Kunst mit der Einführung Offenbachs als Protagonisten dem Geschehen noch eins drauf.
Ermüdend ist nur das deklamatorische Singen
Im ersten Teil geht es mit Rückblicken auf Offenbachs Leben um Entstehung und Nicht-Vollendung von Hoffmanns Erzählungen sowie Offenbachs Tod. Die biografischen Abschnitte erzählt Husmann in seiner eigenen, nur manchmal avancierten Tonsprache. Ermüdend ist nur das deklamatorische Singen, es ist nicht immer einfach, dabei den vielen Text zu verstehen. Da taucht die Muse Niklas (Iva Krušić) aus der Oper auf, die Offenbach (Mario Adam) im Traum küsst und ihn inspiriert. Er luchst dem teuflischen Hector Salomon, also dem Tod (Titus Witt), um den Preis seines Lebens das Libretto ab. Muse und Tod stecken irgendwie unter einer Decke, Offenbach soll die Oper vollenden, nur der Tod will dann auch noch Offenbachs Ende.
Etwas konstruiert wirkt ein verschwörerisches Treffen in einem Pariser Café, wo eine Kellnerin zufälligerweise auch Sängerin ist und Offenbachs Operetten rauf und runter kennt, die sie dann zum Besten gibt. Später wird sie zu den Frauen aus Hoffmanns Erzählungen. Die Stimme von Luminita Andrei als koloraturen-virtuose Puppe Olympia ist dabei ein Ohrenschmaus.
Instrumentalensemble erreichte nicht die Klasse des Sänger-Quartetts
Im zweiten Teil ringt Offenbach mit dem Tod. Bei einem Hauskonzert, das 1879 tatsächlich stattfand, mit Auszügen aus der Oper singt Offenbach selbst die Hoffmann-Partie und verschmilzt mit seiner Bühnenfigur, die Melodie der berühmten Barcarole auf den Lippen. Aber weil das Leben ja lustig ist, geht es noch in den legendären Cancan aus „Orpheus in der Unterwelt“ über. Die originale Offenbach-Musik macht natürlich den Pep des von Andreas Franz mit viel schauspielerischem Esprit inszenierten Stücks aus. Das kleine Instrumentalensemble wurde von Dirigent Ettore Prandi zwar schwungvoll geleitet, erreichte aber nicht die Klasse des wirklich hervorragenden, in mehrere Rollen schlüpfenden Sänger-Quartetts.