Hamburg. Saisonvorstellung in Altona: Das Privattheater, Heimat von Theater für Kinder und Hamburger Kammeroper, plant acht Neuproduktionen.

Das neue Entree ist mittlerweile fertig. Wer an der Max-Brauer-Allee Ecke Chemnitzstraße entlangschlendert, passiert eine helle Fensterfront und wird von bewegten Bildern angefixt. Auf einem breiten Flatscreen flimmern Auszüge aus laufenden Produktionen. Bitte kommen Sie rein, es gibt hier viel zu sehen, sagt der freundliche Eingangsbereich des Allee Theaters, unter dessen Dach gleich zwei Institutionen zu Hause sind: das Theater für Kinder und die Hamburger Kammeroper.

Beide Bühnen können auf eine erfolgreiche Saison zurückschauen. Die Besucherzahlen und die Auslastung sind weiter gestiegen, rund 36.000 Menschen verschiedensten Alters haben die Vorstellungen der laufenden Spielzeit miterlebt. Das wachsende Renommee des Privattheaters manifestiert sich auch in den Einladungen zu internationalen Festivals, etwa nach China, wo das Theater für Kinder Anfang Juni zu Gast sein wird.

Märchenhaft und fantasievoll

Diese Erfolgsgeschichte möchte Intendant Marius Adam mit seinem Team auch in der kommenden Spielzeit fortschreiben, die er gestern vorgestellt hat. Jeweils vier Neuproduktionen im Kinder- und im Erwachsenenbereich stemmt das kleine Haus; dabei werden die Sparten noch enger verzahnt als bisher. So wie mit dem Doppelpack aus Rossinis „La Cenerentola“ und „Aschenputtel“ im September, das dieselbe Geschichte in zwei verschiedenen Fassungen erzählt.

Märchenhaft und fantasievoll auf der einen, frech aktuell und elegant auf der anderen Seite, wie Marius Adam betonte, der sich davon eine gegenseitige Anziehungskraft fürs Publikum verspricht. „Wir wollen gern Kinder, Jugendliche und Erwachsene motivieren, sich zwei verschiedene Interpretationen dieser tollen Oper anzuschauen“, sagt Adam.

Spezielle Projektförderung der Kulturbehörde

Einen ähnlichen Effekt erhofft sich der Intendant von der Paarung der „kleinen“ mit einer großen Zauberflöte im Februar 2020. Während die Kinderversion zu den Klassikern des Hauses gehört und dort schon 1979 zum ersten Mal auf die Bühne kam, wagt sich die Kammeroper erstmals in ihrer Geschichte an eine Erwachsenenversion von Mozarts bekanntester Oper.

Unterstützt durch eine spezielle Projektförderung der Kulturbehörde, will das Theater auch da eine eigene Handschrift präsentieren: mit einer Inszenierung von Roman Hovenbitzer, die die Ausstatterin Johanna Ralser in eine Schwarz-Weiß-Optik kleidet und den Darstellern dafür handgemalte (!) Kostüme schneidert – und mit einem ebenso maßgefertigten Arrangement des musikalischen Leiters Ettore Prandi. Inspiriert von Mozarts herrlichem Quintett KV 452, wird Prandi die originale Partitur diesmal auf eine Besetzung von Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott übertragen.

Bühnenallrounderin Barbara Hass

Prandi hat auch bei der konzertanten Aufführung von Donizettis „Lucia di Lammermoor“ im Mai 2020 verstärkt seine Hände im Spiel, weil das Allee Theater dort erstmals mit dem von ihm gegründeten Rungholt Ensemble kooperiert. Zum Jahreswechsel präsentiert die Kammeroper wieder eine Operette. Wie schon bei der „Lustigen Witwe“ im Dezember 2018 wird auch Johann Strauss’ „Eine Nacht in Venedig“ von Stefan Haufe inszeniert, der sich garantiert auch ein paar hübsche Tanzchoreografien einfallen lässt.

Die Bearbeitung des Stücks besorgt, wie gewohnt, die erfahrene und gewitzte Bühnenallrounderin Barbara Hass, Witwe des verstorbenen Allee-Theater-Gründers Uwe Deeken, die dem Haus nach wie vor in verschiedenen Funktionen eng verbunden ist.

Erste Kindertheaterpremiere der neuen Saison

Barbara Hass hat auch die erste Kindertheaterpremiere der neuen Saison Anfang September konzipiert: In ihrer Version von Camille Saint-Saëns’ „Karneval der Tiere“ erzählt sie den Klassiker als Gute-Nacht-Geschichte und Traum eines jungen Mädchens. Ihre Fassung, inszeniert von Gianna Formicone und geleitet von Florian Noack, ist so angelegt, dass sie auch an anderen Spielstätten aufgeführt werden kann. „Wir wollen die Zusammenarbeit mit Schulen und Kitas weiter intensivieren“, erklären Hass und Adam unisono. Deshalb bieten sie mit dem „Karneval der Tiere“ und dem „Froschkönig“ mobile Musiktheaterproduktionen an, die von interessierten Bildungsinstitutionen gebucht werden können und auch in Aulas und Turnhallen funktionieren.

Das Allee Theater ist schicker geworden.
Das Allee Theater ist schicker geworden. © Allee Theater

Auch sonst liegt dem sympathischen Führungsteam die Educationarbeit am Herzen. Im Rahmen des MAXI Theaterfestivals in Altona bevölkern zwölf Klassen aus fünf Grundschulen die Bühne an der Max-Brauer-Allee, das Haus bietet regelmäßig Workshops zu den Stücken im Repertoire an und lädt Lehrkräfte und ihre Schülerinnen und Schüler zu Probenbesuchen ein; außerdem motiviert Intendant Marius Adam beim „Musiktreff für Kids“ interessierte junge Menschen zum Singen im Chor. Die einladende Atmosphäre des neuen Entrees ist also nicht bloß Fassade, sondern Ausdruck einer gelebten Offenheit.