Hamburg. Die norwegische Rockband spielte ein mehr als zweieinhalbstündiges Konzert. Das Publikum war international.

Engländer, Holländer, Schweden, Norweger, dazu natürlich eine große Fraktion aus ganz Deutschland: Am Eingang zur Markthalle dürfte es selten so international zugegangen sein wie am Donnerstagabend. Wenn Motorpsycho auf Tour ist, besteigt die internationale Fangemeinde ganz selbstverständlich Flieger, Züge und Autos, um so viele Konzerte wie möglich zu erleben – am ehesten vergleichbar mit der ungebremsten Reiselust der legendären
„Deadheads“, die einst Grateful Dead überallhin folgten.

Was die 25- bis 55-Jährigen – zu 80 Prozent männlich – immer wieder zu Motorpsycho-Auftritten treibt? In erster Linie natürlich die ungemein vielfältige Musik, eine pulsierende Schnittmenge aus Psychedelic und Progressive Rock, aus Singer/Songwriter-Folk und einer Prise Jazz. Mal erinnert sie an King Crimson, dann wieder klingen Camel („The Snow Goose“) und Led Zeppelin durch – bis plötzlich in den Spacerock-Gang à la Hawkwind hochgeschaltet und in höchste Sphären gedriftet wird.

Entrücktes Mitsingen in der fast ausverkauften Markthalle

Ein oft unberechenbarer Mix, der das rationale Denken in pure Euphorie überführt. Vor allem dann, wenn die ohnehin schon langen Songs ineinanderfließen und sich ein bis zu 30-minütiger Sound-Malstrom aus den Boxen wälzt – auch dies eine Parallele zu Grateful Dead. An diesem verregneten Abend in Hamburg besonders eindrucksvoll: die Kombination aus „You Lied“, „Hogwash“ und „Black To Comm“, die in der fast ausverkauften Markthalle geradezu für Hysterie sorgt. Wildes Tanzen, begeistert gereckte Fäuste, entrücktes Mitsingen – auch nach zweieinhalb Konzertstunden. Es geht so langsam auf Mitternacht zu, von Ermüdung keine Spur. weder auf noch vor der Bühne.

Die Karawane zieht weiter – noch 26 Europa-Termine

Stattdessen wird nach der Zugabe noch der Merchandise-Stand belagert, um T-Shirts, Platten oder Kaffeebecher als Erinnerung an diesen Abend mit nach Hause zu nehmen. Und wer jetzt kein Exemplar der auf 1200 Exemplare limitierten Vinyl-Edition zur Tour mehr ergattert – das Hamburg-Kontingent war bereits ausverkauft, bevor die ebenfalls gefeierte Vorgruppe Elder auf der Bühne stand –, hat bei einem der noch folgenden 26 Europa-Termine eine weitere Chance. Schließlich gilt für die „Psychonauts“, wie sie sich selbst nennen: Nach dem Konzert ist vor dem Konzert. Die Motorpsycho-Karawane, sie schöpft nur kurz Kraft. Und dann geht’s weiter.
Immer weiter.