Hamburg. Der Brite mit der rauchigen Stimme lässt Genres verschmelzen. Der Abend – eine Mischung aus Klassentreffen und Clubkonzert.

Gleich am Anfang besingt er wohl auch sich selbst. Mit „Some Guys Have All The Luck“ begrüßt Rod Stewart sein Publikum in der ausverkauften Barclaycard Arena. Der Junge aus Highgate in London wirkt wie ein glücklicher und jung gebliebener älterer Herr, der auf einem Klassentreffen seinen Weggefährten fröhlich und charmant, stolz und lautstark von seinem gelungenen Leben erzählt. Meine Alben, meine Songs, meine Seele. Bereits da steht das Publikum und tanzt in den Stuhlreihen. Die Party kann losgehen. Dann reiht er Hit an Hit.

Schon lange verschwimmen die musikalischen Genres, in denen sich Rod Stewart samt und auch dank seiner unverwechselbaren Stimme tummelt. Blues, Rock, Folk, Jazz, Pop – der Brite hat in den vergangenen 50 Jahren so ziemlich alles ausprobiert, was ihm vors Mikrofon kam. Seine frühen Aufnahmen als Leadsänger der Small Faces sind vom Blues geprägt, 30 Jahre später veröffentlichte Stewart eine Sammlung mit Jazz-Standards. „The Great American Songbook“ war so erfolgreich, dass er vier Nachfolgealben herausbrachte, die weltweit mehr als 17 Millionen Mal verkauft wurden.

Rod Stewart mit röhrender Stimme und riesen Band

Immer aber interpretierte Stewart in seiner beispiellosen Karriere mit rund 200 Millionen verkauften Tonträgern auf faszinierende Weise auch Songs von den unterschiedlichsten Musikern. Von Willie Dixon und Elton John, von Tom Waits und den Rolling Stones. Auch in Hamburg sind einige der knapp zwei Dutzend Songs sehr gelungene Coverversionen – von Chuck Berry und Mark Knopfler, von Cat Stevens („The First Cut Is The Deepest“) und Fleetwood Mac („Go Your Own Way“). Der Sound in der Arena ist richtig gut. Die Stimmen immer vorne, Bass und Drums machen enorm Druck, die Gitarren klirren, die Soloinstrumente haben Platz und Raum.

Die Unterstützung für seine röhrende Stimme ist aufwendig. Da ist eine ganze Menge los auf der Bühne. Gitarren und Bass, Schlagzeuge, Keyboard und Percussion, dazu Saxofon, Geigen, Mandoline und Harfe sowie drei Sängerinnen sind knapp zwei Stunden lang exzellente musikalische Begleiter. Und mittendrin Rod Stewart, 74 Jahre alt, und immer noch im extravaganten, mehrfach wechselnden Outfit. Ganz so wie am Anfang seiner Karriere, als er sich allein durch seine bunte Kostümierung von den uniformierten Rock-Künstlern der 1970er- Jahre absetzte.

Greatest-Hits-Abend in der Barclaycard Arena

Entscheidend aber ist, damals wie heute, seine unverwechselbare Stimme. Im „Rolling Stone“ wurde er auf Rang 59 der 100 besten Sänger aller Zeiten gewählt. Vor drei Jahren wurde er von Queen Elizabeth II. für seine musikalischen Erfolge und seinen Einsatz für wohltätige Zwecke geadelt, und im Oktober 2016 erhielt Sir Rod Stewart von Prinz William den Ritterschlag.

Wichtiger ist dem großen Fußball-Fan, der vor sieben Jahren nach einem 2:1-Sieg von Celtic Glasgow gegen Barcelona auf der Tribüne hemmungslos heulte und sich aktuell über den 3:0-Sieg des schottischen Spitzenreiters beim FC Aberdeen und den 50. Meistertitel freuen konnte, aber immer noch der Applaus der Fans. Dafür ist er bis Dezember noch weltweit unterwegs. In Lissabon und Las Vegas, in London und Paris. Sie werden ihm überall zujubeln. Und seine Songs mitsingen.

So wie in Hamburg, wo sie tanzen und klatschen, singen und feiern an diesem großartigen Greatest-Hits-Abend mit „Maggie May„ und „Sailing“, der dank des plaudernden Gastgebers manchmal etwas von einem intimen Clubkonzert hatte. Bevor am Ende mit „Da Ya Think I’m Sexy?“ und „Baby Jane“ noch einmal die Post abging.