Hamburg. Auf ihrer erfolgreichen Tour gibt die Techno-Marching-Band ein zweites Heimspiel im Docks. Konfetti, Schweiß und feiner Elektro.

Als die langsamen, eindrücklichen Marimba-Klänge des aktuellen Meute-Songs „Gula“ am Mittwochabend im ausverkauften Docks das Stimmengewirr durchbrechen, liegt eine aufgeregtes Flirren in der Luft. Nach und nach kommen die Musiker der elfköpfigen Truppe auf die Bühne und lassen den Song weiter anschwellen. Drums, Trompeten, Posaunen, Sousaphon – der Sound wird voller. Und dann setzt der Techno-Beat ein. Was nur zwei Minuten gedauert hat, erscheint wie eine volle Songlänge.

Genau da liegt auch die Stärke der Hamburger Jungs, die sich als Techno-Marching-Band seit ihrer Gründung 2016 zu einer der meistgebuchten Festivalbands Europas entwickelt haben. Mit ihren unverwechselbaren Klangkompositionen schaffen sie es, jedes ihrer Lieder mit einer gewissen Spannung zu versehen. Mal ganz leise, dann wieder durchbrochen von einem aufbäumenden Beat, bis sich schließlich die volle Wucht der Blasinstrumente entlädt.

Meute ist Blaskapelle in cool

Blasmusik und Techno – passt das überhaupt zusammen? Es passt. Was ungewöhnlich klingt, hat Meute zu einem neuen Genre verknüpft. Blaskapelle in cool sozusagen. Keine Spur von verstaubtem Dorffest oder Reminiszenzen an Anführer von Karnevalsumzügen. Und das trotz der charakteristischen roten Uniformen, die zum Markenkern der Band gehören und bei keinem Auftritt fehlen dürfen. Doch statt bis oben zugeknöpft tragen die Herren unter ihren leuchtenden Jacken, die im Strobo-Licht blitzen, weiße Print-Shirts, die lässig über der Skinny-Jeans oder der Chino hängen.

„Guten Abend Hamburg. Wir sind Meute und feiern heute mit Euch Bergfest“, ist die einzige Ansprache an diesem Abend. Auch instrumentelle Pausen gibt es zwischen den Songs nicht. Sie fließen nahtlos ineinander und lassen die Zuhörer den Klang jedes einzelnen Instruments aufsaugen. Minimalistisch bis explosiv – Meute arrangiert Klassiker der Techno-, House- und Deep-House-Szene neu, bleibt dabei aber nah am Rhythmus der elektronischen Originale, was das Publikum gerade bei Songs wie „You & Me“, dem erfolgreichen Flumes-Remix, goutiert. Extatische Freudenschreie dringen aus der im Takt wippenden Menge. Still stehen, das scheint bei diesen Interpretationen unmöglich.

Live entfaltet sich die Klangvielfalt von Meute am besten

Das, was bei elektronischer Musik der Computer macht, machen die elf Hamburger Profimusiker mit ihren Instrumenten. Live entfaltet sich die geballte Klangvielfalt daher am besten. Und so hören die Fans nicht nur, wie die Bassdrum klingt, sondern sehen auch wie sie minutenlang geschlagen wird und welche anderen Tonfolgen stoisch wiederholt werden müssen, um elektronische Klänge instrumentell zu erzeugen.

Die stetig wechselnde Positionierung der Musiker auf der Bühne stellt je nach Song ein anderes Instrument in den Fokus und so wird der rhythmische Aufbau der Nummern durch die jeweilige Präsenz der Bandmitglieder unterstrichen.

Nach zehn Minuten knallt die erste Konfettikanone

Auf ihrer aktuellen Deutschland-Tour ist es für die Jungs von Meute bereits das zweite Konzert im Docks – eine Zusatzshow, weil der Laden bereits beim ersten Mal ausverkauft war. Ob den Strapazen oder dem späten Beginn an diesem Abend geschuldet, der Funke springt erst in der zweiten Hälfte des Konzerts so richtig über. Und das, obwohl bereits nach zehn Minuten die erste Konfettikanone knallt.

Doch spätestens bei ihrer ersten Zugabe, die sie mitten im Publikum geben, und die jenes mit Nachdruck eingefordert hat, haben die Interpreten des modernen Spielmannszugs die schwitzende Menge endgültig in ihren Bann gezogen. Kurz darauf kommt Meute noch einmal auf die Bühne und verabschiedet sich nach gut 90 Minuten leise mit „Miss you“.

Was bleibt sind ein Klangfeuerwerk im Kopf – und müde Beine.