Hamburg . Neue Songs und alte Kracher: 6000 Fans erlebten den Rapper in Bestform. Dendemann zeigte sich als Wortakrobat mit Haltung.

Eine gefühlte Ewigkeit ist von Dendemann nicht zu hören gewesen. Aus dem Jahr 2010 datiert sein Album „Vom Winde verweht“. In diesem Winter hat er mit „Da nich für!“ endlich ein neues Album an den Start gebracht. Seine Popularität scheint durch diese kreative Pause keinen Schaden genommen zu haben: Die Platte erreichte Platz 1 der Charts, seine Tournee ist ausverkauft. In Hamburg strömen mehr als 6000 Fans an zwei Tagen ins Mehr! Theater und erleben den Rapper in Bestform.

Lange hat er in Hamburg gelebt, seine Heimat ist jedoch Menden im Sauerland. Mit „Wo ich wech bin“ eröffnet er das fast zweistündige Konzert und bekennt sich zur kleinstädtischen Vergangenheit: „Du kriegst mich aus dem Dorf, doch das Dorf nicht aus mir“, skandiert er. Der Sound in der Halle am Großmarkt klingt bombastisch. Eine Band mit zwei im Gleichtakt wippenden Keyboardern, einem Schlagzeuger, einem Bassisten und einem DJ unterstützt den Rapper mit einem wuchtigen Sound, der oft einem Rockkonzert nicht unähnlich ist.

Hamburg ist für Dendemann ein Heimspiel

Aber Dendemann ist eben kein Sänger, sondern Rapper. Und zwar einer der kreativsten und schnellsten. Die zwölf neuen Songs von „Da nich für!“ hat er alle ins Programm genommen. Bei „Ich dende also bin ich“ reflektiert er sich als Künstler, in „Keine Parolen“ will er am liebsten die Regierung stürzen und auch „Menschine“ ist ein systemkritischer Text, der nichts mit dem sexistischen und aggressiven Hip-Hop zu tun hat, der auf den Schulhöfen läuft.

Dendemanns Texte wenden sich an Fans, die überwiegend zu den 80er- und 70er-Geburtsjahrgängen gehören und die ihn verehren, seit er Ende der 90er-Jahre zusammen mit DJ Rabauke das Duo Eins, Zwo gründete. Das Publikum feiert den Hip-Hop-Künstler, der unter seiner Baseball-Kappe mächtig ins Schwitzen kommt, vom ersten Ton an. 27 Songs und die entsprechenden Textmengen zu bewältigen, ist eine enorme Anstrengung. Doch Hamburg ist für „Dende“, wie er verkürzt genannt wird, ein Heimspiel, hier hängt er sich besonders rein.

Dendemann ist eine Wortakrobat mit Haltung

Den Kollegen der Beginner, die ihn auf „Da nich für!“ beim Track „BGSTRNG“ unterstützt haben, widmet er eine Coverversion von „Ahn ma“. Sein größter Hit „Endlich Nichtschwimmer“ findet sich im letzten Drittel des Konzerts und wird von den textsicheren Fans natürlich mitgesungen. Dazu werden die Arme kräftig über den Köpfen geschwungen, die Stimmung ist ausgelassen. Manch einer wird sich an die legendären Hip-Hop-Flashkonzerte im Stadtpark und am Millerntor erinnern, als Dendemann mit Eins, Zwo die Bühnen gerockt hat. Im Zugabenteil holt er zwei dieser alten Nummern aus der Kiste. Auch diese Texte sind seinen Fans präsent.

Am Ende des Abends verabschiedet ein erschöpfter Dendemann sich von einem begeisterten Publikum. Die Rückkehr auf die Bühnen mit einem Dutzend neuer Songs und den alten Krachern ist Dende mehr als überzeugend gelungen. Er ist und bleibt eine wichtige Stimme im deutschen Hip-Hop: Dendemann ist eine Wortakrobat mit Haltung.