Die Science-Fiction-Fortsetzung „Planet der Affen – Revolution“ ist eine intelligente Antikriegs-Parabel. Die digitale „Motion Capture“-Technik lässt die Tiere absolut real erscheinen.
Frieden und Harmonie herrschen unter den Affen, die sich in den Wäldern jenseits der Golden Gate Bridge ihr Refugium geschaffen haben. Ihr Anführer Caesar (Andy Serkis) regiert seine große, gemischtrassige Kommune weniger mit Stärke als mit Weisheit und Nachsicht. Die Affen haben es weit gebracht, sie leben eine Utopie, die dem Volk der Menschen niemals gelungen ist. Die ersten, ungeheuer berührenden und wortlosen Szenen von Matt Reeves’ wunderbarer Fortsetzung des Re-Remakes der „Planet der Affen“-Reihe huldigen dieser idealen Gesellschaftsform. Die Affen kommunizieren in einer Zeichen- und Gebärdensprache, sie jagen, sie haben Familie, sie achten aufeinander, sie teilen sich ihre Gedanken und Ängste mit.
Zehn Jahre erzählter Zeit sind seit dem Ende von „Planet der Affen – Prevolution“ aus dem Jahr 2011 vergangen, dem gewaltsamen Ausbruch der geschundenen Menschenaffen aus einem Tierheim in San Francisco. Schon der erste Teil definiert den Schimpansen Caesar als Helden und tragische Figur. Erzählt wird Caesars Entwicklungsgeschichte als verwaistes Baby, das von einem jungen Wissenschaftler (James Franco) aus einem Labor gerettet wird, bei diesem wie ein Sohn aufwächst, durch Tests mit einem Alzheimer-Medikament noch viel intelligenter wird und schließlich durch einen Zwischenfall in der Nachbarschaft von den Behörden in das Primaten-Tierheim abgeschoben wird.
Was bleibt, was die Geschichte vorantreibt und so ungeheuer menschlich und aktuell macht, ist das Fortwirken von Caesars „Kinderstube“: aufgewachsen in Liebe und Verständnis, erzogen zu Toleranz und Achtsamkeit gegenüber allen Lebewesen. Dann der Verrat. Verlassensein, Trauer und neuer Lebensentwurf. Die Menschheit hingegen ist zum Großteil an dem durch das Alzheimer-Präparat ausgelöste Virus zugrunde gegangen. Nur einige versprengte Kolonien existieren noch. Eine kleine Gruppe konnte sich in den Ruinen von San Francisco behaupten. Nun, da ihre Energie-Ressourcen nahezu aufgebraucht sind, wagen sie sich in die Wälder jenseits der Golden Gate Bridge, um ein zerstörtes Wasserkraftwerk wieder in Betrieb zu setzen. Schon die erste Begegnung mit den Affen endet im Eklat. Die Vorurteile, die eigene Geschichte, die Ängste, die Waffen sitzen locker. Ein Affe wird getötet.
Auch die Menschen haben einen besonnenen, charismatischen Anführer (Jason Clarke), einen Familienvater und Pazifisten, der wie Caesar machtlos ist gegen die wüsten Bestrebungen in den eigenen Reihen. Und schließlich der Krieg zwischen Affen und Menschen, der unsere Geschichte widerspiegelt. Von den gescheiterten, weisen Anführern, von den Lügen, Intrigen und der Angst, die jede Utopie zunichte macht.
Matt Reeves gelingt mit „Planet der Affen – Revolution“ ein zutiefst faszinierender Film, der im Gewand eines Fantasy-Blockbusters nicht nur eine intelligente, zeitlose Antikriegs-Parabel erzählt, sondern auch mit den Mitteln der digitalen „Motion Capture“-Technik erstmalig ein am Computer erzeugtes Wesen wie Caesar als absolut real erscheinen lässt.
Ein zugleich beglückendes und verstörendes Erlebnis. Das Kino der Zukunft ist eingeläutet.
++++- „Planet der Affen – Revolution“ USA 2014, 127 Min. ab 12 J., R: Matt Reeves, D: Andy Serkis, Jason Clarke, Gary Oldman, Keri Russell, täglich in 3-D im Cinemaxx Dammtor (auch OF)/Harburg/Wandsbek, Hansa-Fimstudio, Savoy (OF), UCI Mundsburg/Othmarschen-Park/Wandsbek; www.planetderaffen-revolution.de