Die „Planet der Affen“-Saga hinterfragt die Grundsätze der Zivilisation

Der jetzt anlaufende Film „Planet der Affen: Revolution“, das allerneueste Beispiel des cineastischen Affen-Fetischs, zeigt die beinah menschlichen Geschöpfe über weite Strecken als digital in Szene gesetzte Wesen – faszinierend. Der Mensch hat sich in seinem nächsten Verwandten, dem Menschenaffen, immer schon wiedererkannt; am liebsten betrachtet er ihn aber als Minus-Version der eigenen Spezies.

Vor diesem Hintergrund ist die Filmgestalt des Affen erst recht interessant: So viel Technik und menschlicher Erfindungsgeist wie jetzt wurde noch nie eingesetzt, um die Primaten möglichst realistisch aussehen zu lassen. Als der erste von fünf „Planet der Affen“-Filmen 1968 in die Kinos kam, muteten die Protagonisten an wie Menschen im Affenkostüm, und das hat durchaus symbolischen Wert, bis heute. Denn als der Franzose Pierre Boulle 1963 in seinem Roman „Planet der Affen“, der die Vorlage aller filmischen Adaptionen ist, grundsätzliche Fragen unsere Zivilisation betreffend stellte, bediente er sich eines einfachen Mittels: Er kehrte die Verhältnisse um. Die Menschen waren plötzlich nicht mehr die Beherrscher der Welt, sondern eine niedere Lebensform.

Als das Buch erschien, waren zwei Weltkriege in frischer Erinnerung; berühmt ist die Szene in der Verfilmung, in der Charlton Heston nach der Flucht am Strand auf die Ruine der Freiheitsstatue stößt. Heston, der den menschlichen Helden Taylor verkörpert, realisiert, dass er die ganze Zeit über nicht auf einem fremden, sondern dem eigenen Planeten war. Einer vom Atomkrieg verwüsteten Erde.

Die Menschheits- und Gesellschaftskritik ist ein durchgängiges Motiv in allen „Planet der Affen“-Variationen. Nach dem fünfteiligen Kino-Epos (1968 bis 1973) gab es in den 70er-Jahren eine Fernsehserie und eine Comic-Reihe. 2001 wurde der Roman neu verfilmt, 2011 und jetzt 2014 folgten zwei weitere Kinowerke, die von dem Existenzkampf zwischen Mensch und Affe erzählen. Als grundlegender Konflikt behandelt der zeitlose Stoff die Ungleichheit von Lebewesen, die in der Menschheitsgeschichte immer auch im Gewand des Rassismus daherkam. Wenn einem angesichts der stellenweise bitterbösen Darstellung der menschlichen Unmoral Gottfried Benn in den Sinn kommt („Die Krone der Schöpfung, das Schwein, der Mensch“), dann darf man das auf seinen Gegenspieler, den Affen, übertragen: Dessen Gesellschaftsform spiegelt ja nur die Zustände auf der humanen Seite der Schöpfung.

Für Utopisten und Hippies ist das „Planet der Affen“-Update so desillusionierend wie das Original aus den linksbewegten Zeiten Ende der 60er-Jahre: Eine friedliche Welt gibt es nicht, auch wenn der Kalte Krieg und der Antagonismus zweier großer Systeme lange vorbei sind. Die Geschichte der Selbstüberhebung des Menschen ist immer aktuell.

Eine ausführliche Filmkritik zu „Planet der Affen: Revolution“ lesen Sie heute in der LIVE-Beilage