Regisseur Tim Burton über die Dreharbeiten zu “Sweeney Todd“ und sein Verhältnis zu Johnny Depp

Sie haben das Bühnenmusical vor mehr als 20 Jahren in London gesehen. Wollten Sie schon damals einen Film daraus machen?

Tim Burton:

Damals war ich noch Student und wusste nicht, ob ich mal als Filmregisseur oder Kellner enden würde. Ich kannte mich auch nicht mit Theaterwerken aus, und der Name des Komponisten Stephen Sondheim sagte mir schon gar nichts. Trotzdem hat mich das Musical sofort völlig umgehauen. So etwas hatte ich noch nie erlebt, weshalb ich dreimal hintereinander in "Sweeney Todd" gegangen bin.



Was hat Ihnen so daran gefallen?

Burton:

Mich faszinierte, dass die Geschichte allein durch den Gesang erzählt wird. Das fühlte sich an wie ein Stummfilm mit Musik, durch die alle Emotionen dargestellt werden.



Für die Hauptrolle haben Sie Johnny Depp verpflichtet, mit dem Sie nun schon zum sechsten Mal zusammenarbeiteten. Kann er Sie überhaupt noch überraschen?

Burton:

Auf jeden Fall! Jeder Film bringt etwas Neues in Johnny hervor, ganz besonders dieser. Denn einen singenden Johnny Depp hat die Welt noch nicht erlebt. Wir kennen uns nun schon so lange, und was uns verbindet, ist das Gefühl, Außenseiter zu sein. So fühlte ich mich schon als Kind, und als ich erstmals Johnny traf, der damals ein Teenageridol war, spürte ich instinktiv, dass er sich innerlich ganz anders fühlte als ein beliebter Filmstar.



War es nicht ein sehr hohes Risiko, alle Rollen mit Schauspielern zu besetzen, die kaum oder gar keine musikalischen Erfahrungen mitbrachten?

Burton:

Trotzdem war es die beste Besetzung, mit der ich je zu tun gehabt habe. Klar, weder Johnny noch Helena Bonham Carter und Alan Rickman sind professionell ausgebildete Sänger - und das bei einem Musical, das singtechnisch sehr schwer ist. Aber jeder von ihnen gab sein Bestes, und jeder Drehtag wurde dadurch besonders. Es hat hingehauen, und nur darauf kommt es letztlich an.



Neben der Filmarbeit schreiben Sie auch immer wieder Kurzgeschichten, die in dem Buch "The Melancholy Death Of Oyster Boy And Other Stories" zusammengefasst wurden. Werden Sie in diese Richtung weiterarbeiten?

Burton:

Ich sitze bereits an einigen Geschichten, habe aber noch nicht genug zusammen, um ein weiteres Buch zu füllen. Ich werde aber weiter dranbleiben und zwischen den Arbeiten an meinen Filmen immer mal wieder zum Stift greifen. Das entspannt mich, aber ich will mir selbst keinen Druck machen.