Fantasy: In Tim Burtons Gruselmusical “Sweeney Todd“ nimmt Johnny Depp als mörderischer Friseur gnadenlose Rache

Es beginnt mit einem dieser Vorspänne, die Tim Burton so sehr liebt und den Ton des Films vorgeben. Schon in "Charlie und die Schokoladenfabrik" hatte er uns gezeigt, mit welcher Effizienz Schokolade angerührt, gegossen, zurechtgeschnitten, verpackt, verladen und vertrieben wird. Nun folgen wir mehreren Blutstropfen, wie sie eine Scheibe hinabtropfen, sich zu einem Rinnsal treffen, durch ein Loch fließen und sich dann im Getriebe einer Maschine verfangen, deren Bestimmung das Schlimmste verheißt. Der Zuschauer ist gewarnt.

"Sweeney Todd" ist die Filmversion des gleichnamigen Bühnenmusicals, das Stephen Sondheim 1979 schrieb. Es wurde mit acht Tonys ausgezeichnet, obendrein gab es einen Grammy. Man muss sich also daran gewöhnen, dass hier von der ersten Zeile an gesungen, nicht gesprochen wird.
Sie wollen jetzt mehr sehen? Hier können Sie den Trailer angucken Worum geht's? Benjamin Barker (Johnny Depp) wurde vom fiesen Richter Turpin (Alan Rickman) ins Gefängnis verfrachtet, um sich Frau und Kind des Rivalen zu angeln. Jahre später ist die Frau tot, die heranwachsende Tochter lebt wie eine Gefangene in Turpins Haus, und Barker sinnt auf Rache. Unter dem Namen Sweeney Todd kehrt er nach London zurück und öffnet wieder seinen Friseursalon - über der Backstube von Mrs. Nellie Lovett (Helena Bonham Carter), der schlechtesten Pastetenbäckerin Londons. Doch Sweeney Todds Kunden verlassen selten wieder den Laden. Nach fachkundiger Rasur schneidet der Barbier ihnen nicht minder fachkundig die Kehle durch. Das Blut spritzt in Fontänen, der Stuhl klappt nach hinten, eine Falltür öffnet sich, und schon landet der leblose Körper ein Stockwerk tiefer, wo sich besagte Höllenmaschine zu drehen beginnt. Sehr zur Freude von Mrs. Lovett, deren Pasteten plötzlich zum Stadtgespräch werden.

Mord, Totschlag, viel Blut und ein bisschen Kannibalismus, angesiedelt in einem düsteren London, das eine Atmosphäre, irgendwo zwischen Jack the Ripper und Charles Dickens, atmet - man ahnt gleich, was Tim Burton an diesem Musical gereizt haben muss. In manchen Momenten scheint er an seine früheren Filme "Beetle Juice" und "Corpse Bride" anzuknüpfen, so morbide geht es hier zu. Eine Morbidität, die durch die graublauen, fast entfärbten Bilder, auf denen sich das blutige Rot schreiend absetzt, unterstützt wird. Doch für ein Musical ist "Sweeney Todd" viel zu statisch inszeniert. Fast unbewegt deklamieren Johnny Depp und Helena Bonham Carter - keine ausgebildeten Sänger - ihre Arien und Duette. Schade - denn dass man eine dickensche Welt auch schwungvoll und mitreißend inszenieren kann, hat Carol Reed mit dem Musical "Oliver!" bewiesen.