Hamburg. Das NDR-Sinfonieorchester meldete sich mit einem konzertanten „Freischütz“ in der Laeiszhalle aus der Sommerpause zurück.

Die leicht abgestandene Duftnote einer Behelfslösung macht konzertante Opern nicht selten zur anstrengend unaufregenden Angelegenheit. Umso erfreulicher, wenn es auch anders geht: mit Liebe zu den Details und einem Händchen fürs Theatrale auch ohne reales Musik-Theater.

So nämlich gestaltete NDR-Chefdirigent Thomas Hengelbrock die „Opening Night“ seines Orchesters, den Spielzeit-Start nach der Sommerpause, es gab Webers Wald-und-Wehe-Oper „Der Freischütz“ als Hörkino mit altdeutschem Mischwald-Aroma.

Gute Laune beim Orchester, überzeugendes Ensemble

Obwohl gerade die Chöre – der mit dem Jungfernkranz beispielsweise oder der mit den Jägern und den Hörnern – so populär und Allgemeinliedgut geworden sind und von den Beteiligten auf der Bühne des Großen Saals minuziös gearbeitet wurden, war es fast spannender, die gesangslosen Passagen mitzuerleben. Jene Abschnitte, in denen Carl Maria von Weber seine Qualitäten als romantisch phantasiepralller Tonmaler vorführte. Da riss der routinierte, aber deswegen nicht untertourige Opern-Dirigent Hengelbrock sein Konzert-Orchester mit und ließ sie, insbesondere natürlich in der Wolfsschlucht-Szene, sehr plastisch am Schauermärchen-Spaß der Erzählung teilhaben.

Der NDR- und der WDR-Chor harmonierten wie die Worte öffentlich und rechtlich, die NDR-Musiker entdeckten, wie viel Laune Opern auf dem Pult machen können. Und das Ensemble? Véronique Gens’ Sopran war etwas zu blaublütig edel für die Partie der Förstertochter Agathe, dafür war das Ännchen von Christina Landshamer umso reizender. Der Max von Nikolai Schukoff changierte interessant zwischen deutscher Geradlinigkeit und italienisch angehauchter Melodramatik. Für die gefühlte Straffung des Stücks sorgte ein Neuling im Libretto: Samiel als teuflische Sprechrolle, nachträglich von Steffen Kopetzky als Ersatz für die Originaldialoge hinzugefügt, dem Graham F. Valentine mit schön überzogener Kinskihaftigkeit vom Bühnenrand hineindeklamieren ließ.

*Eine ausführliche Kritik lesen Sie in der Wochenend-Ausgabe vom Hamburger Abendblatt.

*Das Konzert wird am 12.9., 19 Uhr, in der Laeiszhalle wiederholt.