Hamburg. Beginnt heute: Kulturfest feiert die Performance-Kunst und verbindet Choreografie und Protest. Dabei kommen auch Besucher ins Schwitzen.

Wenn „Wellness-Konzepte mit postkolonialem Diskurs und performativen Assoziationen“ kombiniert werden und partielle Nacktheit kaum zu vermeiden ist – dann ist wieder Live Art Festival auf Kampnagel. Da geht es dann um „postidentitäres Pre-Enactment zur Aufweichung kultureller Verpanzerungen“ und wer nun verwirrt fragt, was den Zuschauer denn da wohl erwartet, dem sei versichert: Spaß. Sau­ber­keit. Gleichzeitiges Nachdenken nicht ausgeschlossen. Sauberkeit? Ja, und feuchte Hitze, denn in der Vorhalle können Besucher sich in der Installation „Hamamness“, einem (wasch)echten Hamam, mal ordentlich einseifen lassen.

Das diesjährige Live Art Festival, es ist bereits das siebte, verhandelt das Zusammenspiel von Protest und Choreografie. Eine logische Verknüpfung, wenn man die derzeitigen Proteste um Erziehergehälter oder die Lokführerzukunft beobachtet. Denn da trillern zwar viele Menschen in Gewerkschafts-Plastiküberwürfen für Gerechtigkeit und Solidarität, aber choreografisch ist sicher noch Luft nach oben.

Vielleicht setzt das in Hamburg stationierte Schwabinggrad Ballett ja auch in diesem Sinne „Körper als Widerstandszentren“ ein, die Gruppe setzt mit „Chöre der Kommenden“ jedenfalls auf „interventionistische Massentänze“ an der Schnackenburgallee (Freitag) und den Sophienterrassen (Sonnabend, jeweils 18 Uhr).

Im Workshop von Labofii (Labo­ratory of Insurrectionary Imagination) über Performance, Politik und Klima-Gerechtigkeit soll es möglich sein, Körpererfahrungen zu sammeln, die „bei Demonstrationen hilfreich“ sein könnten. Nutzerorientiertes Festival, dieses Live Art! Hier lässt sich „Tanzender Ungehorsam“ trainieren (9. – 12. Juni, 17 – 20 Uhr, Anmeldung erforderlich).

Künstler und Kulturaktivisten aus Serbien und Deutschland bringen ihr „Cabinet of Political Wonders“ morgen bis Sonnabend (jeweils 20 und 21.30 Uhr) zur Uraufführung in der Halle k1. Der marokkanische Choreograf Taoufiq Izeddiou behandelt in seiner Arbeit „Rev’Illusion“ den arabischen Frühling (6. und 7. Juni, 20 Uhr).

Der Künstler Omer Krieger aus Tel Aviv kommt mit der Performance „Now (The Camp/The Clash)“ und plant, die Öffentlichkeit heute und morgen (18 Uhr) am Hauptbahnhof in eine Choreografie einzubeziehen. Es geht um die Konfrontation zwischen Bürgerbewegung und Staatsmacht. Und die gedachte politische Linie verläuft in diesem Fall etwa so: Tahrir-Platz, Maidan-Platz, Heidi-Kabel-Platz.

Live Art 3. – 13.6., Kampnagel und andere Orte der Stadt, Programm unter www.kampnagel.de