Tragikomödie: In ihrem neuen Roman “Der einzige Mann auf dem Kontinent“ lässt Terézia Mora ihren ehrgeizigen Protagnoisten schmerzlich scheitern.
Hamburg. Wie in den Vorgängerwerken von Terézia Mora, in denen es vor allem um Außenseiter in fremden Kulturkreisen ging, hat die Autorin in "Der einzige Mann auf dem Kontinent" wieder einiges von ihrer eigenen Vita abgezweigt. Sie erzählt eine Woche aus dem Leben eines ungleichen Paares. Die weibliche Hauptfigur Flora stammt (wie Mora) aus Ungarn und will als Übersetzerin arbeiten. Ihr Mann Darius ist wie Moras Ehemann Spezialist für drahtlose Netzwerke.
Doch mit Moras Protagonisten wird man als Leser nicht recht warm. Er ist ein unsympathischer Typ von Anfang vierzig, nicht groß, aber dafür stark übergewichtig, nicht kreativ, aber stattdessen anpassungsfähig, nicht besonders intelligent, aber mit einer gehörigen Portion Ehrgeiz ausgestattet. Als die Online-Welt noch richtig boomte, war Darius in seinem amerikanischen Unternehmen für ganz Europa als Vertreiber von drahtlosen Internet-Netzwerken zuständig - wie es der Romantitel suggeriert "der einzige Mann auf dem Kontinent."
Terézia Mora erzählt diese moderne Tragikomödie mit großer Raffinesse, sie arbeitet mit Zeitdehnung und Raffung. Es geht um viel und schnell verdientes Geld, um Aufstiege und Abstürze, um windige Unternehmensstrategien. Obwohl wir es mit einem höchst aktuellen Sujet zu tun haben, erzählt Mora keineswegs zeitgeistkonform, sondern bisweilen ausufernd und mit leicht antiquiertem Unterton.
Kopp findet nie ein gesundes Maß, weder in seinem Job noch privat. Er gibt vor, rund um die Uhr arbeiten zu müssen, ist quasi 24 Stunden per Laptop online, kompensiert den Stress durch wahre Fressorgien. Ein Mann, der sich die weltweite Kommunikation mittels drahtloser Netzwerke auf die Fahnen geschrieben hat, scheitert beruflich elendig an der nicht vorhandenen Kommunikationsbereitschaft in seinem Unternehmen. Während sich Kopp noch mit Osteuropageschäften abstrampelt, ist er im US-Stammsitz schon längst abgeschrieben worden. Das liest sich so absurd wie bedrückend realistisch. Doch Terézia Mora lässt ihren Protagonisten nicht gänzlich abstürzen - Die unerschütterliche Liebe zu Flora fängt ihn auf.
Terézia Mora: Der einzige Mann auf dem Kontinent Roman. Luchterhand Verlag, München 2009, 379 Seiten, 21,95 Euro