Zum 90-Jährigen von Erich Kästners Kinderbuch kommt die Neuverfilmung mit Tom Schilling. Die macht vieles richtig und manches falsch.
Erich Kästners Kinderbuch „Das fliegende Klassenzimmer“ erschien vor 90 Jahren. Und erfreut sich immer noch großer Beliebtheit. Das zeigt sich nicht nur an den Buchauflagen, sondern auch darin, dass jede Generation eine eigene Verfilmung bekommt.
In der ersten von 1954, knapp nach dem 20., gaben noch Peter Kraus und Michael Verhoeven als Schüler ihr Debüt, und Erich Kästner trat selbst als Erzähler auf. Zum 40. 1973 spielten Blacky Fuchsberger und Heinz Reincke die Rollen des guten Lehrers Justus und seines grantigen Freundes Nichtraucher.
„Das fliegende Klassenzimmer“: Es ist bereits die vierte Verfilmung
Die internen und externen Schüler balgten sich wie in Bud-Spencer-Filmen, am Ende ging es in ein richtiges Flugzeug. 2003, zum 70., übernahmen Ulrich Noethen und Sebastian Koch die Erwachsenenrollen, und Frederick Lau und François Goeske waren Schüler des Internats, das nun schon kein reines Jungen-Internat mehr war.
Und noch mal 20 Jahre später nun eine weitere Adaption, die den Mix weiter forciert. Die Hauptfigur ist nicht mehr Martin, sondern Martina (Leni Deschner), und aus Johnny wird nun Jo (Lovena Börschmann Ziegler), die wie andere Schüler auch einen Migrationshintergrund hat, der aber nicht weiter thematisiert wird. So bunt, so divers ist die Gesellschaft halt längst. Die Kinder hängen indes, auch das gehört in die heutige Zeit, ständig am Handy. Und statt eines Theaterstücks, wie noch im Buch und den früheren Filmen, wollen sie zur Abschlussfeier jetzt einen Film mit der Handykamera drehen.
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Als Vertrauenslehrer Justus der Gerechte glänzt Tom Schilling, der einst selbst als Kinderstar begann und dessen Draht zu den jetzigen Kindern spürbar ist. Den Nichtraucher spielt Trystan Pütter. Und der Direktor ist eine Direktorin und wird verkörpert von Hannah Herzsprung, deren Vater Bernd 1973 den schönen Theodor spielte. Ein hübscher Insider.
Die Kinder vermag die Regisseurin nicht gut anzuweisen
Das wird in großen Kinobildern ausgebreitet, die ein wenig in ein Märchenreich entführen, das mit Graffitis, Skateboards und Handys aber doch klar im Hier und Heute verortet wird. Nur die Banden der Internen und Externen sind auf nur je vier Kinder zusammengeschrumpft.
Und die vermag die schwedische, in Berlin lebende Regisseurin Carolina Hellsgård nicht gut anzuleiten. Aber Kästner ist dennoch unkaputtbar. Und am Ende singen Schilling und Pütter auch noch: „Mit Träumen kann man fliegen.“
Familienfilm, 90 min., von Carolina Hellsgård, mit Leni Deschner, Lovena Börschmann Ziegler, Tom Schilling, Hannah Herzsprung