Hamburg. Die Hamburger Autorin Eva Lohmann beschäftigt sich in „Das leise Platzen unserer Träume“ mit zwei weiblichen Lebensentwürfen.
Der Mann kommt vor, aber eine eigene Kapitelüberschrift kriegt er nicht. Seine Sicht der Dinge: hier eher nicht so relevant. Nicht in Eva Lohmanns charmantem Roman „Das leise Platzen unserer Träume“, der sich lieber mit weiblichen Lebensentwürfen beschäftigt, auch wenn zunächst ein Mann die Gemeinsamkeit der beiden Hauptfiguren Jule und Hellen ist. Die eine ist seine Frau auf dem Land, die andere seine Affäre in der Stadt (Hamburg, wahrscheinlich, dort lebt auch die Autorin).
Im Wechsel lässt Eva Lohmann „Jule“ und „Hellen“ in entsprechend übertitelten Kapiteln ihre jeweilige Situation reflektieren, und weil die eine („Hellen“) mehr weiß als die andere, kann sich die Leserin ein ganzes Bild machen. Und fühlt sich trotzdem Jule näher, sie ist das emotionale Zentrum der Handlung.
Eva-Lohmann-Roman: Stadt-Jule hatte sich das anders vorgestellt
Jule und David sind in ein kleines Haus auf dem Dorf gezogen, es ist der reinste Instagram-Traum: der verwilderte Garten, der lässige Job als Teilzeitköchin für Yoga-Gruppen oder Hochzeitsgesellschaften auf einem alten Gutshof. Aber Stadt-Jule – die in ihrem gentrifizierten Viertel zuvor eine experimentelle Eis-Manufakur mit Sorten wie Tonkabohnenvanille betrieben hatte – hatte sich das Dasein als Land-Jule trotzdem anders vorgestellt. Mehr Bullerbü, weniger Realität. Mit eigenen Kindern, zum Beispiel. Klappt aber nicht. Oder mit Nachbarn, die ihre Hühner nicht einsperren, sondern idyllisch scharren lassen und die ihren Kuchen selbst backen und nicht aus dem Discounter holen und die Jules krumme Wände oder den nicht gemähten Rasen genauso perfekt-unperfekt finden wie sie selbst. Klappt auch alles nicht.
Auch Hellen kennt sich mit Zuständen aus, in denen Oberflächen und Projektionen auf das echte Leben treffen – sie ist Influencerin, unabhängig, alleinerziehend. Und sie, die die Autorin knapper als Jule, aber in Ichform erzählen lässt, interessiert sich für das alternative Leben. Jede der beiden hat etwas, was die andere fasziniert. Mit dem „Glück“ allerdings ist es so eine Sache, hüben wie drüben.
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Was es dafür braucht, welche Konventionen unser Leben bestimmen, welche Ansichten sowohl Mutterschaft als auch Nicht-Mutterschaft hervorrufen (verurteilt wird frau eigentlich immer), wie selbstbestimmtes Leben funktionieren könnte und welche ermächtigende Rolle weibliche Komplizenschaft dabei spielt – all das schwingt in „Das leise Platzen unserer Träume“ mit, während Eva Lohmann dennoch unterhaltsam und leicht und verblüffend unzynisch erzählt.