Hamburg. Rathausmarkt verwandelt sich am Sonnabend in eine Außenstelle von Hogwarts. Sogar der Bürgermeister outet sich als Fan.
Kleine und große Harry Potter. Harry Potter mit pinken, blauen und grauen Haaren. Harry Potter in bunten Turnschuhen und in dicken schwarzen Stiefeln. Rauchende und tätowierte Harry Potter. Harry Potter mit Plüscheule unterm Arm und mit gehäkeltem Schnatz am Rucksack. Harry Potter in der U-Bahn und beim Bäcker. Und vor allem: strahlende, aufgeregte und unbedingt passionierte Harry Potter.
Wer am Sonnabend in der Innenstadt unterwegs war, der konnte all diesen Versionen des berühmten Zauberers begegnen. Vor 25 Jahren ist der erste Band von Autorin J. K. Rowling in deutscher Sprache bei Carlsen in Hamburg erschienen. Und anlässlich dieses Jubiläums hatte der Verlag gemeinsam mit der Hamburger Theaterproduktion „Harry Potter und das verwunschene Kind‟ sowie mit weiteren Partnern zu einem großen magischen Fest auf den Rathausmarkt geladen. Unter dem Titel: „Back to Hogwarts‟.
Harry-Potter-Weltrekord: Rathausmarkt erinnert plötzlich an Hogwarts
Und tatsächlich schien es, als fände da unweit der Alster ein sehr besonderer Schulstart statt. Denn immerhin galt es, einen Weltrekord aufzustellen. Mehr als 997 Harry Potter mussten sich hoch offiziell versammeln, um den Rekord zu brechen. Und so zogen sich ab mittags bei bestem Wetter lange Schlangen entlang des Rathausmarktes.
Geduldig warteten all die Harrys darauf, sich für den Weltrekordversuch zu registrieren. Bedingung für die Verkleidung: Blitznarbe auf der Stirn, Brille auf der Nase und ein schwarzer Umhang, der mindestens bis über die Knie reicht. Komplett in zaubergerechte Schale geworfen hatten sich auch Lena und Nikita Mattar, die mit ihrer achtjährigen Tochter Bonnie extra aus Bielefeld angereist waren.
Harry-Potter-Weltrekord: Blitzförmige Narben gezackt in Rot
Der Zauberstab steckte griffbereit im Umhang. Und die Narbe leuchtete bei allen dreien gezackt in Rot. Und das, obwohl sich Bonnie doch eher Harrys Gegenspieler Draco Malfoy und dessen Haus Slytherin zugehörig fühlt.
Wie jede und jeder hat auch diese Familie ihre ganz eigene Harry-Potter-Geschichte: „Wir haben die Bücher während des Lockdowns für uns entdeckt‟, erzählte Mutter Lena. Und dann waren alle so vernarrt in die fiktiven Erlebnisse, dass der Vater alle Bände noch einmal vorlesen musste – jeden Morgen vor der Schule.
Ein Meer aus schwarzen Umhängen
Wenn diese Veranstaltung eines gezeigt hat, dann wie sehr Menschen es lieben, sich in fantastische Welten zu begeben. Und wie verbindend gute Geschichten über Generationen hinweg sein können. Ganz so, wie Moderatorin und Überfan Jana Riva es formulierte: „Man lebt Harry Potter. Das ist eine Entscheidung für diese Welt‟.
Gemeinsam mit Madita van Hülsen führte Riva locker und mit guter Energie durch das Bühnenprogramm. Mit einem herzlichen „Expecto Patronum‟ begrüßten die beiden zum Beispiel Carlsen-Verlegerin Renate Herre, die von einem absoluten Glücksgefühl sprach beim Blick auf „dieses Meer aus schwarzen Umhängen‟. Und bevor man den Zauberwald vor lauter Harrys nicht mehr sah, wurde dann auch dessen Freund Ron Weasly gewürdigt.
Harry-Potter-Weltrekord: „Wand Dance“ aus dem Mehr! Theater
Und das direkt doppelt. Max Felder, die Synchronstimme von Schauspieler Rupert Grint in den Verfilmungen, traf auf Sebastian Witt, der Ron in „Harry Potter und das verwunschene Kind‟ verkörpert. Aus der Inszenierung im Hamburger Mehr! Theater war dann auch der „Wand Dance‟ zu sehen – eine Tanzperformance, die in schönster Dynamik zeigt, dass anfangs womöglich eher die Zauberstäbe die Lehrlinge lenken als umgekehrt.
Dass in der Welt der Muggel, also der Menschen, mitunter durchaus Magie von Nöten wäre, stellte sich beim Harry-Potter-Quiz heraus. Um mitzumachen, musste sich das Publikum auf einer Webseite einloggen. Doch das Internet schien überlastet. Oder vielleicht schlichtweg leer? Womöglich half schließlich der Auffüllzauber, den Riva und van Hülsen spontan einsetzten, um die Rätselei zu Ende zu bringen.
Tschentscher outet sich als Harry-Potter-Fan
Vollends packend wurde es schließlich bei den Lesungen von Rufus Beck, der Stimme der deutschen Harry-Potter-Hörbücher. Mit lautstarker Unterstützung der Menge und vollem Körpereinsatz kommentierte er ein Quidditch-Spiel, also jene komplexe Sportart, die in Hogwarts auf Besen fliegend praktiziert wird. Um darzustellen, wie Harry auf den zu erhaschenden Schnatz zustürzt, legte Beck sich gar horizontal auf seinen Lesestuhl.
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Richtig offiziell wurde es dann beim Überraschungsauftritt von Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher, der zugegebener Maßen von seiner Amtsstube aus eine sehr kurze Anreise hatte. Er bezeichnete Hamburg als „Home of Harry Potter‟. Eine Verbindung, die an diesem Tag verfestigt wurde. Denn um halb vier am Nachmittag konnte Laura Kuchenbecker vom Rekordinstitut für Deutschland unter heftigem Jubel verkünden, dass der Weltrekord geknackt wurde.
1758 Zauberlehrlinge vor dem Rathaus
1758 Harry Potter waren in einem regelkonform abgegrenzten Areal gezählt worden. Registriert hatten sich allerdings noch weit mehr – und zwar 4453 Verkleidete. Insgesamt zelebrierten rund 10.000 Menschen auf dem Rathausmarkt die magische Welt von Harry Potter.
Bis in den Abend hinein fotografierten sie sich zum Beispiel in einer Installation aus 26.000 Lego-Steinen, die die Schlacht mit Lord Voldemort darstellt. Die Geschichte um Harry Potter, sie schreibt sich immer weiter fort.