Hamburg. Beim SHMF-Konzert mit Oboist Albrecht Mayer gab es auch unfreiwillig komische Momente. Sehr zum Vergnügen des Publikums im Großen Saal.

Das vor 75 Jahren gegründete English Chamber Orchestra ist eine Institution unter den britischen Orchestern und durfte beim London-Schwerpunkt des Schleswig-Holstein Musik Festivals in diesem Jahr selbstverständlich nicht fehlen.

Kurz vor dem Ende des Festivals war es mit dem Star-Oboisten Albrecht Mayer am Dienstag in der Elbphilharmonie zu Gast und hatte nur Musik von Komponisten im Programm, die mit der Weltstadt an der Themse eng verbunden waren.

Elbphilharmonie: English Chamber Orchestra braucht keinen Dirigenten

Den Anfang machte die berühmte Chaconne g-moll Z 730 von Henry Purcell aus dem 17. Jahrhundert in einer Bearbeitung für Streichorchester von Benjamin Britten. Weil das English Chamber Orchestra ohne einen Dirigenten auskommt und dessen Aufgaben von der Konzertmeisterin übernommen werden, hatte man ihr extra ein Podest unter den Stuhl gesetzt, damit sie als Einzige erhöht und für alle Streicher des Ensembles sichtbar war.

Mit einer wunderbar ausgewogenen Phrasierung und sanften Pianissimos war dieser Klassiker des englischen Barocks zu hören, bevor für das Concerto „Verdi prati“ für Oboe d’amore und Orchester des Wahl-Londoners Georg Friedrich Händel in einer Bearbeitung von Andreas N. Tarkmann der Oboensolist in einem weißen Anzug und weißen Schuhen das Podium betrat.

Elbphilharmonie: Albrecht Mayer zerlegte sein Instrument in seine Bestandteile

Schon gleich zu Beginn dieses Werkes, das in sehr raschem Tempo und mit lebendigem Fluss im Zusammenspiel anhob, hörte man, dass irgendwas nicht stimmen konnte. Die Oboe d’amore wollte nicht so wie ihr berühmter Besitzer Albrecht Mayer es erwartete. Verzweifelt versuchte er das Problem durch lautes Pusten unter die Klappen seines Instrumentes zu beseitigen. Leider vergeblich.

Irgendwann brach er ab und entschuldigte sich mit den Worten, dass sein Instrument an diesem Abend „zu nah am Wasser gebaut“ sei. Womit er meinte, dass sich Feuchtigkeit angesammelt hatte, die die Tongebung behinderte. Flugs zerlegte er sein Instrument vor aller Augen in seine Bestandteile, reinigte es und setzte sein Spiel in aller Ruhe genau an der Stelle fort, an der er abgebrochen hatte.

Die nächste Panne folgte dann ohne Beteiligung des Solisten und seines störrischen Instrumentes auf dem Fuße. Für das Concerto for Double String Orchestra von Michael Tippett mussten weitere Pulte für eine vergrößerte Besetzung des English Chamber Orchestras aufs Podium getragen werden. Zwei tapfere Mitarbeiter bemühten sich dabei zum Vergnügen des Publikums unendlich lange den Überblick zu behalten. Mehrfach eilten sie von Applaus begleitet hinter die Bühne, um Pult-Nachschub zu holen, weil sie weit mehr Stimmen als erwartet zu verteilen hatten.

Tippetts melodisch eher einfallsloses Werk mit seinen polyphonischen Verstrickungen war dann weit langweiliger als Gustav Holsts folkloristische Saint Paul’s Suite op. 29 Nr. 2 und vor allem das abschließende Oboenkonzert a-Moll von Ralph Vaughan Williams, bei dem Albrecht Mayer sehr zu seiner Erleichterung eine Oboe und keine Oboe d’more blasen durfte.