Hamburg. Zusammen mit der kubanischen Pianistin Marialy Pacheco begeisterte der Sänger in der Elbphilharmonie – seinem Lieblingskonzertort.
Der erste Moment gehört Marialy Pacheco ganz allein. Im bodenlangen Sommerkleid auf High Heels setzt sie sich an den Flügel im Großen Saal der Elbphilharmonie und schüttelt mal eben einen Song mit feurigen lateinamerikanischen Rhythmen aus den Händen. Fröhlich und mitreißend.
Schon bei der nächsten Nummer übt sich die kubanische Pianistin und Komponisten in Zurückhaltung. Sanft jazzige, dabei sehr kluge Arrangements hat sie entwickelt für den Soul-Sänger Max Mutzke. Und das gemeinsame Programm „Duets“, zu dem sich diese beiden so unterschiedlichen Kunstschaffenden anlässlich einer Matinee des Schleswig-Holstein Musik Festivals zusammengetan haben, funktioniert erstaunlich gut.
Max Mutzke – normalerweise mit Mütze, inzwischen mit Hut zu schwarzer Kluft und weißen Sneakern – weiß, wie er sein Publikum glücklich macht. In der Elbphilharmonie habe er die schönsten Konzerte seines Lebens gehabt, wiederholt er wieder und wieder. Und lässt gleich vom ersten Song an das Publikum mitbrummen, mitsummen und mitsingen.
Konzert Elbphilharmonie: Max Mutzke ohne Mütze in Hamburg, aber mit Meinung
Viele Songs vom aktuellen Werk „Wunschlos süchtig“ erklingen, wie „Gute Geschichten“, bei dem Max Mutzke auch dezent Medienkritik übt, indem er auch mal positive Berichte in unserer komplexen Welt anmahnt. Oder das Lied über Gefühlswirren: „Nimmst du mich in den Arm“. Oder auch der Song, den er geschrieben hat, um aktuell bestehende gesellschaftliche und politische Gräben, auch mit Faktenleugnern, zu versöhnen: „Dieselbe Sonne“. Auch ältere Songs kommen zu Gehör wie „Welt hinter Glas“ von 2015, der vom Ankommen am Strand nach einer langen Autofahrt erzählt.
Mutzke versteht seine hohe, klare Stimme vielseitig einzusetzen, hat seit seinen Anfängen als erfolgreicher Achtplatzierter beim Eurovision Song Contest 2004 ein geschmeidiges, rundes Jazz-Timbre entwickelt. Marialy Pacheco hat zu all diesen Liedern feine Arrangements mit schönen harmonischen Wechseln und Improvisationen geschrieben. Auch Mutzke selbst räumt ein, dass sie nun besser klingen. Die Auswahl hat er auch gleich ihr überlassen.
Max Mutzke: Mahnung, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist
Pacheco findet im Laufe der Matinee auch Raum, ihre eigene, bewegte Geschichte zu erzählen. Wie sie im hermetischen Sozialismus Kubas aufwuchs, auf einer Auslandsreise nach Spanien als Teenager erstmals die Freiheit spürte – und sich im Alter von 18 Jahren auf einer Bremen-Reise entschloss, Deutschland als zweite Heimat zu wählen. Dankbar sei sie, und das könne man in diesem Land wirklich sein, betont sie, auch wenn manches verbesserungswürdig sei – wie die Bahn.
Es hat schon Überzeugungskraft, wenn auch Mutzke immer wieder das Wort richtet an all jene, die immer so schlechte Laune haben und über die ach so „langweilige“ Demokratie klagen. Offen mahnt er an, dass das nicht selbstverständlich sei. Erinnert etwa an die Verfolgten ohne freie Meinungsäußerung im Iran. Und auch, wenn das manchmal durchaus etwas Pädagogisches hat, bringt er es doch reflektiert und positiv rüber.
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Ein Sänger mit Haltung, der sich über niemanden erheben will, sondern den Ausgleich sucht, sich einsetzt für „Offenheit, Toleranz, Vielfalt“. Der Saal jedenfalls stimmt ihm euphorisch zu. Und weil die Elbphilharmonie nun mal für Max Mutzke wahrscheinlich der schönste aller Konzertorte ist, gibt es als Zugabe sogar noch eine Nummer ohne Mikrofon-Verstärkung. Danach steht endgültig fest, dass sich hier zwei Könner ihres Fachs gefunden haben.