Computerspieler werden Rennfahrern: Nach dem Barbie“-Erfolg folgt die Spielzeug-Antwort für das Kind im Manne: „Gran Turismo“.
Der Vergleich muss sein, am besten gleich am Anfang: „Gran Turismo“ hat in mehr als nur einer Hinsicht einiges mit dem überall gefeierten „Barbie“ gemeinsam. Wie Greta Gerwigs Film ist auch „Gran Turismo“ das Produkt einer Kooperation von Spielehersteller und Filmstudio, wie Gerwig selbst stand der Name des Regisseurs Neill Blomkamp für einen gewissen eigensinnigen Indie-Spirit, wenn auch in Blomkamps Fall mehr in den Jungs-Genres von Horror und Science-Fiction.
Wie in „Barbie“ tauchen auch in „Gran Turismo“ namhafte Schauspieler in kleinen Nebenrollen auf und ähnlich wie Rhea Perlman als Barbie-Erfinderin Ruth Handler ihre Szene bekommt, so tritt hier der Spielentwickler Kazunori Yamauchi (Takehiro Hira) als Entwickler der „Rennfahrer-Simulation“ Gran Turismo auf.
„Gran Turismo“: Die Kino-Antwort auf „Barbie“ für Jungs
Was die beiden Filme scharf voneinander unterscheidet, ist ihr jeweiliges Zielpublikum. Wo Frauen allen Alters sich mit der Farbe Rosa als Barbie-Fans outen, richtet sich „Gran Turismo“ mit seiner Schnelle-Autos-Flotte-Jungs-Ästhetik entschieden an junge Männer. Und erzählt, zumindest laut eigener Ambition, „basierend auf einer wahren Geschichte“.
Es ist die von Jann Mardenborough aus dem britischen Cardiff, dem es gelang seine Leidenschaft für das Game „Gran Turismo“ in eine echte Karriere als Rennfahrer zu verwandeln. Im Film verdankt er das zwei Männern: Da wäre der von Orlando Bloom gespielte Marketing-Experte Danny Moore, der im Auftrag des Autoherstellers Nissan die Idee einer „Gran Turismo Academy“ entwickelt.
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Für die können sich weltweit die besten Computerspieler bewerben, die dann eine Ausbildung in realen Autos auf realen Rennbahnen erhalten. Und da wäre der von David Harbour (“Stranger Things“) gespielte Jack Salter, der selbst einmal Rennfahrer war und sich von Moore dazu überreden lässt, die Teilnehmer der „Academy“ zu trainieren.
Dass der Film „Gran Turismo“ so viel besser funktioniert, als man eigentlich denken würde (auch das in gewisser Hinsicht eine Gemeinsamkeit mit „Barbie“), liegt größtenteils an diesen beiden Schauspielern, denen es gelingt, den zu Tode kommerzialisierten Stoff zum Leben zu erwecken.
Die Rennen und ihre Gefahren sind spannend auf den Punkt gebracht
Natürlich wird hier weder die Firma Playstation noch der Autohersteller Nissan noch der fossile Brennstoff verblasende Rennsport irgendwie in Frage gestellt. Alles besitzt eine professionelle Glätte, wie sie einem Werbespot eignet – ohne jede Spur von Selbstironie (der vielleicht größte Unterschied zu Barbie).
Aber die Rennen und ihre Gefahren sind spannend auf den Punkt gebracht. Bloom darf seinem enthusiastisch-zynischen Marketing-Fuzzie Nuancen verleihen und David Harbour zeigt als väterlicher Trainer mit eigener traumatischer Vergangenheit eine Intensität, die mehr Charaktertiefe verrät, als ihm das Drehbuch sonst zubilligt. In ihrer Mitte macht Archie Madekwe als Yann mit gekonnter Zurückhaltung eine ausgesprochen gute Figur.
Action USA 2023, 134 min., von Neill Blomkamp, mit David Harbour, Orlando Bloom, Archie Madekwe
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