Hamburg. Das packende Filmdrama über Alma Mahler und ihre Männer führt ins rauschende Wien kurz vor dem Ersten Weltkrieg.
Alle wollen immer nur Gustav sehen und hören, sie darf als nettes Aperҫu Beifall klatschen und ihm die Noten hinterhertragen. Sie erträgt es nicht mehr mit ihrem 19 Jahre älteren, überprominenten Ehemann. Sie will raus, weg, es schnürt ihr die Luft ab. Selbst die gemeinsame kleine Tochter ist ihr kein Grund, um zu bleiben.
Dann trifft ein fälschlich an ihren Mann adressierter Brief von Walter Gropius ein… Gustav Mahler, verzweifelt um seine Ehe ringend, kommt seiner Frau zuvor: Der Komponist und Wiener Operndirektor stirbt 1911 an Herzversagen. Schon der Einstieg in Dieter Berners Film „Alma & Oskar“ ist hochdramatisch, und diese Spannung wird über die folgenden gut 80 Minuten hochgehalten.
„Alma & Oskar“ – eine toxische Liaison im Wiener Kunstmilieu
Alma Mahler, geborene Schindler, ist mit einem Schlag Witwe, dabei noch so jung und attraktiv und begabt dazu. Doch Letzteres wird kaum Beachtung in ihrem Leben finden. Was sich als tragisch herausstellt. Denn Alma ist selbst Komponistin, hat Ambitionen. Ihre erste Tat: Sie will die 9. Sinfonie ihres verstorbenen Mannes zur Uraufführung bringen. Es gelingt. Und Alma Mahler liegt die Wiener Gesellschaft zu Füßen. Walter Gropius, das Bauhaus-Genius, das sich allerdings als Muttersöhnchen entpuppt, heiratet sie. Doch Mahlers Geist schwebt immer über allem, weswegen sie sich von ihm distanziert.
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Zur selben Zeit lernt sie Oskar Kokoschka kennen, das „Enfant terrible“ der Wiener Kunstszene, und arrangiert sogar seine erste Ausstellung, bei der selbst der Kaiser zugegen ist. Dieser zeigt sich entsetzt von der expressionistischen Malerei; Alma lässt sich von Kokoschka porträtieren. Der Beginn einer leidenschaftlichen, sich zunehmend ins Toxische wandelnde Liaison, in der Kokoschka sie ins Korsett der begehrenswerten Muse pressen will. Alma und Oskar, umwerfend und intensiv gespielt von Emily Cox und Valentin Postlmayr (inklusive Akzent!), geraten in einen Kreislauf aus Leidenschaft und Abhängigkeit, aus der sie sich immer wieder zu befreien suchen. Bis der Krieg ausbricht und damit alles verändert.
„Alma & Oskar“ – zweite Zusammenarbeit von Regisseur Berner und Drehbuchautorin
Es ist nach „Egon Schiele – Tod und Mädchen“ die zweite Zusammenarbeit von Regisseur Berner und Drehbuchautorin Hilde Berger über eine Künstlerikone im 20. Jahrhundert. Und wieder beeindruckt die Authentizität, mit der die Geschichte erzählt wird, die Kulissen ausgestattet sind. So wird man als Zuschauer ins Gefühlschaos der beiden Liebenden, den Schaffensprozess von Oskar Kokoschkas Werken und Alma Mahlers Zerrissenheit hineingesogen und erlebt zugleich das letzte Rauschen der untergehenden Donaumonarchie.
„Alma & Oskar“, 88 Min., ab 16 J., läuft ab 6.7. im Abaton, Blankeneser, Koralle, Passage und Zeise