Hamburg. Das NDR Vokalensemble und das Ensemble Schirokko arbeiteten die für Monteverdi so typischen Effekte mit großer Wirkung heraus.
Was Claudio Monteverdis Musik so besonders macht, ist neben ihrer handwerklichen Perfektion und Schönheit das untrügliche Gespür des Komponisten für das Atmosphärische, die Intimität, aber eben auch die enorme Spannungssteigerung dramatisch aufgeladener Passagen. Das gilt sowohl für seine sakralen als auch seine weltlichen Werke.
Dass Monteverdi im Übergang von der Renaissance- zur Barockepoche dann auch zum Impulsgeber der neuen Gattung Oper wurde, ist daher sicher kein Zufall. Monteverdi kannte jeden Trick, mit dem er Menschen packen, begeistern und betroffen machen konnte.
Konzert Elbphilharmonie: NDR Vokalensemble weit entfernt vom Ensemble Schirokko
Am Sonntag sang das NDR Vokalensemble unter seinem Chefdirigenten Klaas Stok in der Elbphilharmonie, begleitet vom Ensemble Schirokko auf historischen Instrumenten, Monteverdis „Marienvesper“. Für diese hatte Stefan Klöckner sogar noch passende gregorianische Antiphonen nach Psalmtonmodellen Monteverdis zusammengestellt und mit seinem Ensemble Vox Werdensis zwischen den Teilen der Vesper eingeschoben.
Dabei standen er und seine Sänger auf der Ebene 15 weit entfernt vom NDR Vokalensemble, was die für Monteverdis so wichtige Raumwirkung ebenso erweiterte wie etwa die Echo-Passagen im Concerto „Audi coelum“, für die ein Theorben-Spieler und ein Tenor sogar hinter die Bühne umzogen, um die Maria-Rufe des Solo-Tenors auf dem Podium aus der Ferne zu wiederholen.
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Später wanderten bei den Psalmen 126 oder 147 zwei der drei Barockposaunen von ihren Plätzen im Instrumentalensemble nach hinten und stellten sich rechts und links neben dem Vokalensemble auf. Wunderbar klangen diese Instrumente, die Klaas Stok wegen ihrer Lautstärke aber bereits im „Ingressus“ zu Beginn dynamisch lieber immer etwas zurückhielt.
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Im kontrastreichen „Hymnus“ mit seinen vielen konzertierenden Parts beeindruckten die beiden Blockflöten-Soli, für die die Theorben- und die Zink-Interpretin einfach mal kurz die Instrumente gewechselt hatten. Im Concerto „Duo Seraphim“ bezauberte die Cembalistin Yi Hirano mit zartesten Begleitfiguren bei den Soli der Tenöre Hee Jun Kang und Keunhyung Lee und ihrem in höchste Lagen wandernden Arpeggio auf dem „Amen“ am Ende.
Klaas Stok und sein famoses NDR Vokalensemble arbeiteten die für Monteverdi so typischen Effekte wie stockende Deklamationen und plötzliche Dissonanzreibungen zweier Tenorstimmen im Psalmus 112 mit großer Wirkung heraus. Am Montag ist diese hörenswerte Marienvesper mit dem NDR Vokalensemble auch noch in der St.-Georgen-Kirche in Wismar und am Mittwoch in der Marktkirche Hannover zu erleben.