Hamburg. Ein Mitglied des Aufsichtsrates ist unerwartet verstorben. Was Vereinschefin Sandra Keck sich bis zum 1. Juli vorgenommen hat.

Nach außen herrschte auch am Mittwochabend Ruhe am Heidi-Kabel-Platz. Nach der plattdeutschen Erstaufführung von „De Heven schall töven“ zu Pfingsten ging die zweite Vorstellung der schwarzhumorigen Komödie über die Bühne des Ohnsorg-Theaters.

Der Streit nach der überraschenden Wahl des früheren Ohnsorg-Ensemblemitglieds Sandra Keck zur Vorsitzenden des Aufsichtsrats im Verein Niederdeutsche Bühne Hamburg, dem Eigentümer des Theaters, spielte vordergründig keine Rolle. Wie und dass es nach der dramatisch verlaufenden Mitgliederversammlung Ende April möglichst geordnet weitergeht, daran wird jedoch hinter den Kulissen emsig gearbeitet.

Ohnsorg-Theater: Bei den Namen für den Vorstand hält sich Sandra Keck bedeckt

Auch von Sandra Keck. „Wir werden rund um den 20. Juni eine außerordentliche Mitgliederversammlung machen, und da werden sich zwei Kandidatinnen und Kandidaten den Mitgliedern zur Wahl stellen“, teilt die Schauspielerin, Regisseurin und Autorin auf Abendblatt-Nachfrage mit. Einige Mitglieder erhielten in dieser Woche bereits E-Mails für den Termin 19. Juni. „Wenn einer davon mit Mehrheit gewählt wird, sind wir wieder handlungsfähig und können die restlichen Kandidatinnen in den Aufsichtsrat berufen“, sagt die 55 Jahre alte Künstlerin.

Sandra Keck hatte 2020 nach mehr als drei Jahrzehnten ihr festes Engagement am Ohnsorg gekündigt und konnte deshalb nun für den Aufsichtsrat kandidieren. Bei den Namen für den Vorstand hält sich Sandra Keck noch bedeckt. Die werde sie erst mal den Mitgliedern des Vereins nennen, sagt sie. Dass Heidi Mahler, Tochter der legendären Heidi Kabel, als zu berufende Aufsichtsrätin bereitstünde, hatten indes sowohl Keck als auch ihre Schauspielkollegin Mahler gegenüber dem Abendblatt bestätigt. Beide gelten als Vertreterinnen eines traditionsbewussten puren Plattdeutsch-Kurses.

Sandra Keck möchte zum 1. Juli „eine neue Mannschaft präsentieren“

Derzeit besteht der normalerweise fünfköpfige Vereinsvorstand aus nur vier Personen, es gilt einen Nachfolger für den zurückgetretenen Zweiten Vorsitzenden Eggert Voscherau (79) zu wählen. Der Aufsichtsrat, das eigentliche Kontrollgremium, soll aber laut Satzung sieben Personen umfassen. „Im Verhältnis drei aus dem Theater, vier von außerhalb“, erläutert Sandra Keck.

„Die restlichen Aufsichtsratsmitglieder werden vom Vereinsvorstand berufen, das würde ich noch gern vor der Sommerpause erledigt wissen“, so Keck. Deshalb sei sie zuversichtlich, schon zum 1. Juli „die vollständig neue Mannschaft“ zu präsentieren.

Ohnsorg-Theater: Aufsichtsratsmitglied Holger Eschholz gestorben

Traurig aber, dass sich im Aufsichtsrat ein weiteres Drama abgespielt hat: Das noch vom alten Vorstand bestellte Aufsichtsrat-Mitglied Holger Eschholz, ehemaliger Chef der Haspa-Stiftung, starb unerwartet an einem Herzinfarkt. Das wurde erst diese Woche bekannt. Er war trotz der Wahl Sandra Kecks nicht zurückgetreten, weil er aus dem Aufsichtsrat den Übergang mitorganisieren wollte.

Umso mehr hofft nicht nur der Künstlerische Leiter Murat Yeginer, wie nach der Premiere zu Pfingsten öffentlich bekundet, dass Intendant Michael Lang wieder die Geschäfte aufnimmt. Der seit 2017 amtierende Chef des Traditionstheaters ist auch diese Woche noch krankgeschrieben.