Hamburg. Evgeni Koroliov spielte in der Freien Akademie der Künste ein Programm zu Ehren des Komponisten György Ligeti. Ein außergewöhnlicher Abend.
Rund zehn Jahre waren sie Kollegen an der Musikhochschule Hamburg, der Komponist György Ligeti und der Pianist Evgeni Koroliov. Ligeti, 2006 gestorben, wird derzeit zu seinem 100. Geburtstag gefeiert. Von ihm ist ein Bonmot über Koroliov Kult geworden: Dessen Bach-Spiel sei für ihn Musik für die einsame Insel.
In der Freien Akademie der Künste gab Evgeni Koroliov ein Recital im Rahmen des kleinen Hamburger Ligeti-Festivals zum Geburtstagsjubiläum. Musik von Bach stand am Anfang und Ende dieses außergewöhnlichen Klavierabends.
Evgeni Koroliov: Sensationelle Hommage an den großen György Ligeti
Ins Zentrum stellte Evgeni Koroliov Auszüge aus dem frühen Ligeti-Klavierzyklus der 1950er-Jahre „Musica ricercata“ und fünf von Ligetis Klavier-Etüden, komponiert zwischen 1985 und 2001. Drumherum erklang Musik von Komponisten, die Ligeti geprägt haben, von seinen ungarischen Landsmännern Bartók und Kurtág sowie von Claude Debussy. Ein ungeheuer zwingendes Konzept. Die Klarheit und Reinheit von Bach als Klammer, und dann die wunderbar ohrenfälligen Verbindungen und Reverenzen von Ligeti zu seinen geschätzten Kollegen.
Schon Bartók experimentierte zum Beispiel in seinem „Mikrokosmos“ mit schillernden Klängen und (folkloristischen) Rhythmen. Koroliov spielte drei kurze Stücke aus dem sechsten Band. Das erste „Kleine Sekunden, große Septimen“ bewegt sich in zarten Pianissimo-Regionen. Unglaublich wie Koroliov nicht nur hier mit seinem subtilen Anschlag faszinierende Farben kreierte. Kernig und kräftig brachte er die Rhythmen in „Ostinato“ oder in den „Tänzen in bulgarischen Rhythmen“. Aber dennoch konnten melodische Motive immer glasklar leuchten.
Konzert Hamburg: Durchsichtigkeit und klangliche Differenzierung atemberaubend
Wenn Koroliov in den vier Stücken aus Kurtágs „Játékok“ (Spiele) in höchsten Klavierlagen zarte Glöckchenklänge aus den Tasten „zupfte“ oder einsame Melodiegesten eine unglaubliche Intensität bekamen, so fanden sich ähnliche Spieltechniken, freilich in anderer Klanglichkeit, auch bei Ligeti. In seiner „Musica ricercata“ lässt mancher markante Rhythmus auch an Bartók-Ostinati denken. Oder Passagen etwa aus Debussys Quarten-Etüde „Pour les quartes“ wurden zu Reminiszenzen an Ligetis Etüden.
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Die Durchsichtigkeit und klangliche Differenzierung, mit der Koroliov das vermittelte, war schlicht atemberaubend. Mit dieser klugen Gestaltung von Klangschichten und der Profilierung von melodischen Linien in einem dichten polyphonen Netz wurden auch die Auszüge aus Bachs „Kunst der Fuge“ zum Auftakt und Schluss dieses bejubelten Recitals zu einem großen Erlebnis.