In Teil drei müssen die Antihelden mal keine Galaxie retten, sondern werden auf eine persönlich-emotionale Mission geschickt.

Damit hatte wohl niemand gerechnet: dass vor neun Jahren wie aus dem Nichts ein sprechender Baum mit dem Standardvokabular „Ich bin Groot“, ein leicht reizbarer, bis an die Zähne bewaffneter Waschbär namens Rocket und der menschliche Gelegenheitsdieb Peter Quill (gespielt vom damals übergewichtigen und fast unbekannten Seriendarsteller Chris Pratt) zu den heimlichen Helden des Marvel Cinematic Universe (MCU) aufstiegen.

Aber Regisseur James Gunn ist genau das mit seiner als Trilogie angelegten „Guardians of the Galaxy“ gelungen. Eine Handvoll chaotischer Außenseiter, die gehörig das Universum aufmischen. Mit einer humoristischen Schlagfertigkeit, die ihresgleichen sucht, und dem perfekten Soundtrack der 70er-, 80er-Jahre. Stilecht gehört von Peter Quill aka Star-Lord über einen alten Walkman. Der Abschluss der dreiteiligen Saga schlägt jetzt allerdings einen ganz anderen Weg ein.

„Guardians of the Galaxy“: über weite Strecken Einheitsbrei

„Guardians of the Galaxy Volume 3“ ist düsterer, emotionaler, hat eine vollkommen neue, im MCU bisher noch nie da gewesene Tonlage. Diesmal müssen die Antihelden um den leicht alkoholabhängigen Star-Lord keine Galaxie retten, sondern werden von Regisseur Gunn auf eine persönliche Mission geschickt. Rocket wird in einem absurd-komisch anmutenden Überfall vom goldenen Warlord schwer verletzt. Bei den Wiederbelebungsmaßnahmen erkennen die Guardians, dass ihr Freund gar nicht so tierisch ist, wie es auf den ersten Blick scheint.

Um sein Leben zu retten, müssen sie den Oberschurken High Evolutionary aufsuchen. Der hat mit seiner größenwahnsinnigen Idee nach dem Streben einer perfekten Lebensform Rocket nicht nur einst in seiner jetzigen Form erschaffen, sondern braucht ihn jetzt auch für seine perfiden Pläne zurück. Oder besser gesagt Teile von ihm.

Bösewichte waren bekanntlich noch nie die Stärke von Marvel

Frankensteins Monster lässt grüßen. Bösewichte (abgesehen von Thanos) waren noch nie die Stärke von Marvel. Der High Evolutionary ist dann auch eher Stichwortgeber mit aufgeblasener Bedrohung. Zwar gruselig anzuschauen, aber das war’s. Damit die Guardians sich in ihren persönlichen Auseinandersetzungen mit sich selbst beschäftigen können. Ging es im ersten Film um Freundschaft, im zweiten um Familie, ist es hier das Ringen mit der Herkunft, dem eigenen Ich, die die Figuren antreibt und an ihre emotionalen Grenzen bringt.

James Gunn, der zwischendurch von Disney gefeuert und aufgrund des Drucks innerhalb des Casts zurückgeholt wurde, hatte schon immer ein Herz für seine Figuren, das beweist er auch hier. Gerade die Hintergrundgeschichte von Rocket geht ans emotionale Eingemachte. Aber alles, was im Hier und Jetzt spielt, der Kampf gegen Warlock und High Evolutionary, ist generischer Superheldeninhalt und generische Superheldeninszenierung von der Stange. Nicht herzlos, aber eben Einheitsbrei.

Gunn schenkt jedem seiner Guardians einen emotionalen und actionreichen Abschiedsmoment in einer übertriebenen CGI-Schlacht – in der wenigstens die Musik passt wie die Faust aufs Auge. Vielleicht ist es besser so, dass die „Guardians of the Galaxy“ jetzt erst mal Superhelden-­Geschichte sind.

„Guardians of the Galaxy: Volume 3“ 151 Minuten,, ab 12 Jahren, läuft in der Astor FilmLounge, im Hansa-Studio, Savoy, den Cinemaxx- und UCI-Kinos