Hamburg. Tatsiana Tkachova spürt in der Ausstellung „Motherland“ in der Millerntorwache ihrer Heimat nach, die sie vor zwei Jahren verlassen musste.

„Dieses Thema ist sehr wichtig für mich, danke, dass ich heute hier sein darf“, sagt die belarussische Fotografin Tatsiana Tkachova in der nur 24 Quadratmeter großen Millerntorwache auf St. Pauli. Sie spricht die Sätze auf Deutsch. Es ist ein symbolischer Akt, denn hier – in Deutschland – ist seit 2021 ihr neues Zuhause.

Im Museum für Hamburger Geschichtchen, das von der Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH) und der Alfred Toepfer Stiftung getragen wird, können Menschen ihre ganz persönlichen Geschichten mit Hamburg-Bezug erzählen. Dort zeigt die Fotografin im Zuge der „Tage des Exils“ unter dem Titel „Motherland“ sehr intime Bilder aus ihrem Leben in Belarus.

Die Veranstaltung, die bis zum 12. Mai unter anderem von der Körber Stiftung mitorganisiert wird und an verschiedenen Orten stattfindet, beleuchtet durch ein breites Programm Fragen nach Zugehörigkeit, Fremdheit und Entwurzelung.

Ausstellung in Hamburg erzählt Geschichten aus der Familie der Fotografin

Im Vordergrund der fotografischen Serie stehen ihre Mutter und das Haus, in dem diese wohnt. „Sie hat sich dort ein kleines Universum geschaffen“, erzählt Tkachova. Darin stecke die Geschichte von mehreren Generationen der Familie, die dort gewohnt haben. Auf den Fotos sind vor allem die Alltagsroutinen ihrer Mutter zu sehen: wie sie raucht, sich wäscht oder das Essen, was sie zubereitet hat.

Dadurch fühlt sich das Gezeigte sehr nah an, fast, als sei man für einen kurzen Moment Teil dieses Lebens. Das ist auch für Tkachova so, sie könne „noch ,fühlen‘, wie es dort riecht“, sagt sie. Auch wenn sie regelmäßig mit ihrer Mutter Kontakt hat, kann sie sie aktuell nicht besuchen. Als sie 2018 mit der Fotoreihe begann, wusste sie noch nicht, dass sie diesen Ort drei Jahre später verlassen würde.

Ihre Arbeit hat vor diesem Hintergrund noch einmal eine andere, größere und zugleich intimere Bedeutung bekommen: So ist „Motherland“ nicht nur ein politisches Mahnmal, sondern vor allem für Tatsiana Tkachova selbst ein besonderes Erinnerungsstück geworden. Bei der Langen Nacht der Museen spricht die Künstlerin zum Thema „Artists & Exile“.

„Motherland“ bis 23.4., Millerntorwache (U St. Pauli), Millerntordamm 2, Termine nach Vereinbarung über Alfred Toepfer Stiftung, Mona Janning, E-Mail: janning@topfer-stiftung.de, T. 040/3340287, Eintritt frei, www.shmh.de