Hamburg. Isabella Vértes-Schütter hat überraschend ihre Nachfolger ab 2025/26 bekannt gegeben. Was das neue Führungsduo verbindet.

Es waren überraschende Neuigkeiten, die in der Hamburger Theaterszene am Dienstag für viel Gesprächsstoff sorgten. Das Ernst Deutsch Theater gab bekannt, dass und wie Intendantin Isabella Vértes-Schütter ihre Nachfolgeregelung geklärt hat. Zur Saison 2025/26 übernimmt eine neue Doppelspitze Hamburgs größtes privat geführtes Theater.

Ernst Deutsch Theater setzt ab 2025 auf eine neue Doppelspitze

Die künstlerische Leitung teilen sich ab der 74. Spielzeit die Regisseurin sowie aktuelle Co-Schauspieldirektorin am Theater für Niedersachsen, Ayla Yeginer (39), und der Schauspieler, Musiker und Regisseur Daniel Schütter (33). Zur Direktion des Theaters wird weiterhin Jens-Peter Löwendorf als kaufmännischer Geschäftsführer gehören

„Ich beschäftige mich schon länger mit einer Nachfolgeregelung, doch die galt es mit zeitlichem Vorlauf und mit Sorgfalt vorzubereiten“, sagte Isabella Vértes-Schütter gegenüber dem Abendblatt. Schließlich gelte es auch die Belegschaft von 120 Beschäftigten mitzunehmen, so die Intendantin. „Und es geht darum, den Schritt der nächsten Generation fürs Theater zu ermöglichen“, erläuterte die 60-Jährige.

Ayla Yeginer erhielt im Vorjahr den Theaterpreis Hamburg

Ihr Sohn Daniel hatte seine Kollegin Ayla Yeginer bei seiner Mutter ins Gespräch gebracht, die deren Arbeit schon lange schätzt. „Ich bin mir sicher, dass das Ernst Deutsch Theater mit den beiden in eine künstlerische Zukunft startet, die die Haltung und Tradition des Hauses respektiert.“

Ayla Yeginer hatte sich in Hamburg mit ihren ersten Inszenierungen zeitgenössischer Stücke im früheren Winterhuder Theater Kontraste einen Namen gemacht, arbeitete danach am Ohnsorg-Theater, am Oldenburgischen Staatstheater und dem Stadttheater in Pforzheim. Im Vorjahr erhielt die 39-Jährige für ihre überzeugende Adaption des Fallada-Romans „Kleiner Mann, was nun?“ im Ohnsorg-Studio den Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares.

Für Schütter ist die Arbeit am Ernst Deutsch Theater eine Herzensangelegenheit

Für Daniel Schütter ist das Ernst Deutsch Theater eine Herzensangelegenheit. Sein Vater Friedrich Schütter (1921–1995) hatte 1951 gemeinsam mit dem späteren langjährigen Verwaltungsdirektor Wolfgang Borchert das Theater gegründet; seit 1964 hat es seinen Sitz in einem ehemaligen Kino an der Mundsburg, bis 1973 hieß es noch das Junge Theater. Daniel Schütter spielte hier bereits in mehreren Produktionen, etwa in „Das Boot“ (2015) und zuletzt 2022 in „Don Carlos“ und in der Operette „Die Großherzogin von Gerolstein“.

Seit 2020 spielt Schütter auch auf Plattdeutsch am Ohnsorg Theater Zudem arbeitet der Hamburger Künstler als Synchronsprecher, war in Fernseh- und Kinofilmen zu sehen und ist Musiker unter anderem in der Band Kollektiv22. Ab 2025 kommen auf Schütter und Yeginer nun neue herausfordernde Aufgaben zu.

Ernst Deutsch Theater: Neue Spitze hat bereits zusammengearbeitet

Dass die beiden Nachfolgenden von Vértes-Schütter beruflich harmonieren, haben sie bereits bewiesen. Schütter und Yeginer hatten 2018 mit ihrem Schauspielkollegen Anton Pleva und dem Dramaturgen Marvin L.T. Müller das Theaterkollektiv Sexy Theater Menschen gegründet. Die freie Gruppe, die sich mit politischen Themen wie dem Rechtsruck und den soziologischen Hintergründen von Radikalisierungsprozessen befasst, spielte zunächst auf der kleinen Plattform-Bühne des Ernst Deutsch Theaters, inzwischen auch schon mal im großen 744-Plätze-Haus.

Wenn Daniel Schütter 2025 als Co-Intendant startet, wird er nur zwei Jahre älter sein als 1995 seine Mutter zu Beginn ihrer Amtszeit. Die ausgebildete Schauspielerin und promovierte Medizinerin hatte das Haus damals als junge Witwe übernommen und es bis auf die kurze Intendanz Volker Lechtenbrinks (2004–2006) seit dem Tod Friedrich Schütter geleitet. Zur Ruhe setzen will sich Vértes-Schütter, die seit 2011 auch für die SPD in der Hamburgischen Bürgerschaft sitzt, 2025 aber noch nicht. „Ich kann mir durchaus vorstellen weiter zu arbeiten“, sagte sie. Als Abgeordnete und/oder als Schauspielerin.