Hamburg. Der irische Sänger und Songschreiber begeisterte zwei Stunden lang 6000 Fans in der Barclays Arena – mit vielen Songs und wenig Worten.
Da kommt er singend aus dem Bühnen-Nebel, die Stimme klar, sein Umrisse noch unscharf. Das Publikum am Dienstag in der Barclays Arena johlt, dann ist es aber sehr bald sehr leise, und lauscht dem gefühligen Pop des irischen Sängers und Songschreibers Dermot Kennedy.
Es muss ja nicht spektakulär sein, obwohl Kennedy erst zwei Alben, „Without Fear“ (2019) und „Sonder“ (2022) veröffentlicht hat, spielte er sich schnell von Gruenspan und Fabrik und einem Abstecher zum Reeperbahn Festival 2019 hoch in die große Arena.
Dort schunkeln, singen und schwelgen 6000 Fans zu seinen Songs „Blossom“, „Power Over Me“ und „One Love“. Begleitet werden die lyrisch selten unbeschwerten und tiefgründigen Songs von eingespielten Videoaufnahmen im Zeitraffer, von Autos auf großen Straßen, Menschen im anonymen Großstadttrubel und Häuserschluchten.
Dermot Kennedy lädt Publikum ein, Erinnerungen hochzuholen
Die Nachdenklichkeit überträgt sich auch auf die Bühnenpersönlichkeit Kennedys. Er sagt nicht viel an diesem Abend, aber für seine Klavierballade „Rome“ lädt er sein Publikum ein, die eigenen Erinnerungen hochzuholen und ein bisschen danach zu graben, was einen nie loslassen wird.
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Welcher Song Kennedy besonders am Herzen liegt, wird im Anschluss deutlich: Zu „Innocence And Sadness”, bei dem nur ein Lichtkegel auf ihn fällt und Bühne wie Band im Dunkeln bleiben, erklärt er, wie wichtig es für ihn ist, seine Fantasie und Kreativität zu bewahren, um Songs zu schreiben.
Dermot Kennedy in Hamburg: Sänger eher wortkarg und zurückhaltend
Aber auch wenn Dermot Kennedy sich wortkarg und zurückhaltend gibt, ist seine Musik abwechslungsreich und dynamisch genug, um Arenen zu unterhalten. Seine musikalisches Bandbreite reicht von schlichten Balladen über elektrifizierten Pop bis zu Hip-Hop-Beats.
Das Publikum reagiert entsprechend, illuminiert den Saal mit Handylichtern, klatscht bei „Homeward“ und bildet bei „Kiss Me“ und und dem Hit „Something To Someone“ einen großen Chor. Und so bescheiden, wie Kennedy auf die Bühne gekommen ist, verlässt er sie auch nach fast zwei Stunden wieder: „Thank you” – und weg ist er.