Hamburg. In der kommenden Woche hat Hamburg wieder einiges zu bieten. Kunst, Konzerte und Lesungen – die Empfehlungen der Redaktion.

Eine Ösi-Band namens Wanda in Wilhelmsburg, ein Wahlhamburger aus Baden-Württemberg in der Arena am Volkspark und Gedenken an einen großen Hamburger Autor und Mahner an der Mundsburg – dazu zwei ungewöhnliche Ausstellungen, eine Theater-Uraufführung, weitere Konzerte und der Neustart eines Jazz-Clubs mit spanischem Einschlag – die Tage nach den Hamburger Frühjahrsferien bieten reichlich Auswahl.

INDIE-ROCK

Weiß der Teufel, warum Wanda manchmal – genau wie die Landsmänner von Bilderbuch und Kreisky – mit Falco verglichen wird. Es ist wohl schwer einzusehen, dass Pop aus Österreich eigenständig, interessant und polarisierend sein kann und durchaus von Falco inspiriert, aber besonders genug, um im Fall von Wanda seit 2014 fünf respektable Alben zu füllen.

Die Band Wanda hat bereits fünf Alben veröffentlicht.
Die Band Wanda hat bereits fünf Alben veröffentlicht. © Universal Music/Chris Gonz | www.chris-gonz.de

Roher Indie-Rock und -Pop, gewagte Texte, wildes Leben, tragische Abschiede (Keyboarder Christian Hummer starb 2022): Die Wiener haben eine Menge zu erzählen in der edel-optics.de Arena – falls an diesem Sonnabend, 18. März, der Rücken von Sänger Marco Michael Wanda (ein Bandscheibenvorfall sorgte für Konzertabsagen) hält.

MULTIMEDIA-AUSSTELLUNG

Auch wenn manche es immer noch bestreiten mögen – die Fabrik der Künste hat als Kunst- und Ausstellungsstätte wieder im Normalbetrieb geöffnet. Dennoch liegt sie bis Ostern im „Dämmerschlaf“: So lautet der Titel der zweiten Schau dieses Jahres im Haus in Hamm.

In dessen erster Einzelausstellung in Hamburg sind multimediale Werke und großformatige Bilder des Fotokünstlers Seb Agnew aus den Jahren 2016 bis 2023 zu sehen. Darunter seine Serie „Syncope“, sie wurde im Vorjahr mit dem Publikumspreis der Wiesbadener Fototage ausgezeichnet.

Eine Premiere feiert die Serie „Cubes“ mit sieben Miniaturkulissen, ausgewählten Shooting-Requisiten und Making-of-Videos. Agnew führt mehrmals selbst durch die Ausstellung, erklärt seinen Arbeitsprozess und auch das Medium der künstleri­-
­schen Fotografie.

SCHAUSPIEL

Wo wäre Martha heute, wenn sie keine Frau, sondern ein Mann gewesen wäre? Die Protagonistin im Theaterstück „Goldes Wert“ ist eine sarkastische Taxifahrerin mittleren Alters und fragt sich, welchen Abzweig sie besser genommen hätte.

Was bedeutet es, Kind, Karriere und die eigenen Träume unter einen Hut zu bringen? Konstanze Ullmer, Intendantin vom Hamburger Sprechwerk, hat das Drei-Frauen-Stück mit dem zentralen Thema strukturelle Ungleichbehandlung selbst geschrieben und inszeniert.

„Goldes Wert“ ist eine von nur zwei Eigenproduktionen des hiesigen Off-Theaters im Jahr 2023, Teil der langjährigen Sprechwerk-Reihe „Wortgefechte“ sowie gefördert von der Hamburger Kulturbehörde und dem Bundesfonds Neustart Kultur.

POP

Wenn Max Giesingers Fans tanzen, dann sind sie woanders. Dann gehen sie barfuß in New York, trampen allein durch Alaska, springen vor Bali über Bord und tauchen durch das blaue Wasser. Oder sie sind bei seinem Heimspiel am 22. März in der Hamburger Barclays Arena. Das ist übrigens die erste Show von Giesinger dort nach den erfolgreichen Alben „Der Junge, der rennt“ (2016), „Die Reise“ (2018) und „Vier“ (2021). Mal schauen, ob der gebürtige Waldbronner nach Mojo, Freiheit, Stadtpark und Sporthalle auch die ganz große Hamburger Hütte zum Tanzen bringt.

GEDENK-LESUNG

In seinen Werken hat sich Ralph Giordano (1923–2014) intensiv dem Holocaust und dessen Folgen gewidmet.

Isabella Vertes-Schütter, Ralph Giordano und Christa Goetsch bei der Bertini-Preisverleihung.
Isabella Vertes-Schütter, Ralph Giordano und Christa Goetsch bei der Bertini-Preisverleihung. © Roland Magunia

Für den Hamburger Publizisten und Schriftsteller war sein teilweise autobiografischer Roman „Die Bertinis“ (1982) Zeit seines Lebens „das Buch“, sein Opus magnum. Er erzählte die Geschichte vom Eindringen des Nationalsozialismus in den Alltag einer Hamburger Familie, von der Ausgrenzung auf dem Spielplatz bis zur Verfolgung und Folter in den Gestapo-Kellern.

Aus Anlass von Giordanos 100. Geburtstag am 20. März inszeniert Michael Batz im Ernst Deutsch Theater eine prominent besetzte Lesung. Mit dabei sind die Schauspieler Patrick Abozen, Jantje Billker, Tommaso Cacciapuoti, Christoph Tomanek und Intendantin Isabella Vértes-Schütter. Musik spielen Jakob Neubauer und Axel Zwingenberger, Grußworte sprechen Publizistin Peggy Parnass und Landesrabbiner Shlomo Bistritzky.

AUSSTELLUNG

Albert Schindehütte und Michael Zapf, zwei, die sich gegenseitig schätzen und inspirieren, bestreiten die gemeinsame Ausstellung „Gefiederte Freunde“ in der Galerie Multiple Box in der Hamburger Neustadt.

Ein Foto aus der Ausstellung
Ein Foto aus der Ausstellung "Gefiederte Freunde" in der Galerie Multiple Box. © Michael Zapf | Michael Zapf

Der eine bildender Künstler, der andere Fotograf, unter anderem viele Jahre für das Abendblatt – und Chronist von Schindehüttes zeichnerischem Werk. Bei Zapfs Streifzügen durch die Stadt sind „Vogel-Perspektiven“ zwar eher Nebenprodukte, doch so besonders, dass sie Schindehüttes kalligrafische Tusche-Arbeiten von Amsel, Drossel, Fink und Star wunderbar ergänzen.

LITERATUR

Sein Buch wirkt im Zuge des russischen Angriffskriegs wie eine Prophezeiung: In „Republik der Taubheit“ erzählt der ukrainisch-amerikanische Autor Ilya Kaminsky die Geschichte eines besetzten Dorfes, in dem die Bewohner gegen ihre Okkupatoren rebellieren.

Es ist ein stiller Widerstand im wahrsten Sinne: Sie stellen sich taub und setzen der Gewalt und Unterdrückung auf ihre Art etwas entgegen. Aus seinen Texten lesen auf Ukrainisch und Deutsch Mitglieder des „Salon Arsenalna“ sowie weitere eigens hinzugeladene Gäste.

JAZZ

In Vor-Corona-Zeiten war der Jazzclub „Der Verfolger“ ein oft heiß gehandelter Geheimtipp in der Hamburger Musiker-Szene. Nach langer pandemiebedingter Pause startet die Konzertreihe im Instituto Cervantes am 22. März mit hochkarätigen Gästen neu. Denn Pablo Martín Caminero ist hierzulande kein Geheimtipp mehr – sein Trio ist bekannt für mitreißenden Flamenco-Jazz, aber auch für leise, melancholische Klänge.

Da Camineros Auftritte mit der NDR-Bigband am 23. und 24. März im Rolf-Lieberman-Studio bereits ausverkauft sind, ist das Konzert am Meßberg eine echte Chance, einen der einflussreichsten spanischen Jazz-Solisten am Kontrabass mit zwei Kollegen in intimer Atmosphäre live zu erleben. Auf dem Programm stehen Stücke seiner jüngsten CD „Florilegio“.

KONZERT

Dermot Kennedy hat in den Vororten von Dublin zur Musik gefunden. Der Singer-Songwriter gewann einen Preis in Irland – seitdem geht es bergauf: 2019 veröffentlichte er sein erstes Soloalbum. Drei Jahre später folgte sein zweites Album „Sonder“.

Inhaltlich besingt der Popmusiker die Einzigartigkeit eines jeden Menschen; seine individuellen Geschichten, Erfahrungen, Höhen wie Tiefen. In den vergangenen Jahren gab der Ire Konzerte auf zahlreichen internationalen Bühnen, unter anderem in den USA und in Australien. Am Dienstag, 21. März, stellt der 31-Jährige sein Album „Sonder“ live in der Barclays Arena vor.