Hamburg. Der Choreograph Aloali’i Tapus aus Neuseeland gibt Einblicke in pazifische Gefühlswelten. Auch eine ukrainische Künstlerin ist dabei.

Die Uraufführung von Aloali’i Tapus „Manu Malo“ beginnt im Dunkeln. Der Vater des Choreografen rezitiert einen altsamoanischen Text, der bewusst ohne Übersetzung bleibt, aber doch eine starke Wirkung allein durch den musikalischen Klang der Worte entfaltet. Später öffnet sich die Bühne für intensive Tanzszenen, in denen sich Tradition, Erinnerung und eine oft verwirrende Gegenwart vermischen. Faszinierende Einblicke in die Gefühlswelten des Ozeans und der Pazifikregion.

Mit dem samoanischen Choreografen Aloali’i Tapu aus Aotearoa/Neuseeland bestreitet ein bereits mit dem Faust-Preis für seine Arbeit als Tänzer mit dem Choreografen Christoph Winkler ausgezeichneter Künstler die Eröffnungsproduktion des diesjährigen Festivals „TanzHochDrei 2023“ von K3 Choreografisches Zentrum auf Kampnagel. Jedes Jahr werden anlässlich des Festivals die Ergebnisse dreier achtmonatiger Residenzen präsentiert. In diesem Jahr ist es ein starker Jahrgang mit höchst diversen Arbeiten.

Kampnagel Hamburg: Kraftvolle Bilder und elektronische Sounds

Zu einer elektronischen Tonspur, die zwischen melancholischem Piano, mitreißenden Beats und zerklüfteter Elektronik wie von einem fernen Planeten wechselt, findet das Ensemble in „Manu Malo“ zu konzentrierten Bildern von enormer Kraft.

Tyler Carney-Faleatua legt ein innig-kämpferisches Duett mit Joshua Faleatua hin. Es gibt zarte, intime Schattenbox-Einlagen und tolle Soli etwa von Jahra (Arieta) Wasasala. Hip-Hop-Moves, Krump und Streetdance wechseln mit poetischen Szenen, die von Zusammengehörigkeit und Gemeinschaft erzählen. Die Gesamtkomposition formt sich zu einem grandiosen düsteren Tableau mit einer sehr präzisen originellen Bewegungssprache.

Kampnagel Hamburg: Auch eine Videoinstallation in Neonfarben ist zu bewundern

Vor und nach den Vorstellungen können Besucher die Videoinstallation der ukrainischen Choreografin und Tänzerin Daniella Preap – sie erhielt eine zusätzliche Residenz – anschauen. In „Neon Gestures“ überträgt sie die rituellen Gesten und Bewegungen der Khmer-Tradition Kambodschas in eine kühle, von grünem und rosa Licht geprägte Neon-Gegenwart.

An den kommenden Abenden zeigt außerdem Kai Er Eng ihre lustvoll-verspielte Arbeit „Cat Broccoli Bed Hammer“, in der unter anderem eine Katze und ein Broccoli eine Rolle spielen.

Enad Marouf wiederum reflektiert in „And Now It Is Night“ mit Hilfe von vier expressiven Tänzern homoerotisches Begehren, Sehnsucht und Verlust vor einer an die Altstadt von Damaskus erinnernden Kulisse.

Aloali’i Tapu: „Manu Malo“ 17./18.3., jew. 19.30, Kai Er Eng: „Cat Broccoli Bed Hammer“ 17.3., 21 Uhr, 18.3., 18 Uhr, Enad Marouf: „And Now It Is Night“ 18.3., 21 Uhr, 19.3., 18 Uhr, K3 – Zentrum für Choreographie – Tanzplan Hamburg auf Kampnagel, Jarrestraße 20-24, Karten unter T. 27 09 49 49; www.k3-hamburg.de