Im Mittelpunkt des Dokumentarfilms „Can And Me“ steht der Keyboarder und Komponist Irmin Schmidt. Was diesen Film so sympathisch macht.

Etwas mehr als zehn Jahre waren es, in denen diese Band Musikgeschichte geschrieben hat, mit Alben, die bis heute nachwirken und auch die internationale Techno-Trance-Szene beeinflussten. Ja, Can war in der Hochphase von 1968 bis 1978 mehr als „nur“ irgendeine Krautrockband, dieses Musikkollektiv rüttelte mit Endlosnummern wie „Yoo Doo Right“ (von „Monster Movie“, 1969) „Aumgn“ (von „Tago Mago“, 1971) oder „Soup“ (von „Ege Bamyasi“, 1972) die Szene ordentlich durch und begleitete gewiss so manchen Drogentrip musikalisch.

Inzwischen sind zahlreiche Bandmitglieder, darunter Holger Czukay, Jaki Liebezeit und Michael Karoli, verstorben, immer noch aktiv ist jedoch Keyboarder Irmin Schmidt (85), Hauptperson des Dokumentarfilms „Can And Me“ von Michael P. Aust. An seiner Lebensgeschichte entlang wird die Geschichte von Can erzählt – und noch viel mehr.

Da geht es etwa um traumatische Erinnerungen an Bombenangriffe, das Aufwachsen im Nachkriegsdeutschland, Schmidts enge Beziehung zum Komponisten Karlheinz Stockhausen, die seit mehr als 60 Jahre währende Beziehung zu seiner Frau Hildegard, die auch die Managerin von Can war, das Eintauchen in die New Yorker Avantgarde-Szene um Terry Riley, Steve Reich und La Monte Young, aber auch ausführlich um Schmidts Filmmusiken, etwa für „Alice in den Städten“ (Wim Wenders) und „Messer im Kopf“ (Reinhard Hauff).

Jetzt im Kino: Eine Krautrocklegende und was aus ihr wurde

Natürlich werden historische Konzertaufnahmen von Can gezeigt, die die Qualität dieses Kollektivs als hypnotisierende Liveband einmal mehr belegen – nicht umsonst sind Livemitschnitte auf CD bis heute heiß begehrt und erscheinen ja auch in schöner Regelmäßigkeit. Dass es für Schmidt ein Leben nach Can gab, dafür steht unter anderem seine Komponistentätigkeit, etwa seine Oper „Gormen­ghast“, die 1998 in Wuppertal uraufgeführt wurde.

Was diesen Film so sympathisch macht, ist die Unaufgeregtheit seiner Protagonisten, von Irmin und Hildegard Schmidt, die trotz all ihrer Verdienste, die weltweit hoch anerkannt sind, immer eher zurückhaltend und bescheiden auftreten. Da passt es umso mehr, wenn Irmin Schmidt beschreibt, welche große Bedeutung die Stille für ihn habe. Ein Lautsprecher ist er nicht, wohl auch nie gewesen.

Nach dem Abspann möchte man sofort eine Can-Platte auflegen. Viel mehr geht nicht.

„Can And Me“ 85 Minuten, ab 12 Jahren, läuft im Abaton, Metropolis Zeise