Hamburg. Quintett aus St. Pauli vertritt Deutschland beim ESC-Finale. Dort werden den vielseitigen Rockern durchaus Chancen eingeräumt.

Der langjährige Grand-Prix-Kommentator Peter Urban glaubt nach eigenen Worten an ein gutes Abschneiden des deutschen Beitrags beim Eurovision Song Contest (ESC) 2023. Die Hamburger Rockgruppe Lord Of The Lost (LOTL) sei „die netteste Metal-Band, die ich je gesehen habe, eine gute Wahl, denn der ESC hat sich gewandelt“, erklärt Urban (74).

„LOTL“, wie die Band von Fans auch liebevoll genannt wird, hatte in der Nacht zum Sonnabend den Vorentscheid in Köln gewonnen. Er habe mit der Song- und Musiker-Auswahl zwar nichts zu tun gehabt, merkt Urban an, „aber da das Ergebnis akzeptabel ist“, sage er gern etwas dazu: „Dieser Glam-Auftritt sollte Deutschland in Liverpool einen soliden Platz sichern.“

Lord Of The Lost: Ralph Siegel glaubt an ESC-Erfolg

Vor Urban hatte bereits „Mister Grand Prix“ Ralph Siegel Lord Of The Lost ein gutes Abschneiden prophezeit. „Ich glaube, es ist eine sehr gute Band, die sich auch gut schlagen wird“, sagte Siegel (77) am Sonnabend.

Der Journalist Urban kommentiert den ESC seit 1997 im ARD-Fernsehen. Viele sind begeistert von seinen oft ironischen Seitenbemerkungen, andere halten ihn für altbacken. Lord Of The Lost vertreten Deutschland am 13. Mai im Finale des ESC im englischen Liverpool mit dem Lied „Blood & Glitter“.

Die Hamburger Band „Lord Of The Lost“ fährt mit ihrem Titel „Blood And Glitter“ zum ESC-Finale nach Liverpool.
Die Hamburger Band „Lord Of The Lost“ fährt mit ihrem Titel „Blood And Glitter“ zum ESC-Finale nach Liverpool. © Picture Alliance

Lord Of The Lost „kann es nicht begreifen“

„Ich kann es noch nicht so richtig begreifen“, sagte LOTL-Frontmann Chris Harms in der Nacht zu Sonnabend backstage über den ESC-Erfolg seiner Band. „Ich habe immer noch diesen Moment vor mir, wo ich schon diese Punkte sah und mir ausgerechnet hatte, dass die anderen eigentlich nicht mehr drüber kommen können.“

Das Endergebnis des ESC-Vorentscheids:

PlatzActLiedPunkte
1Lord Of The Lost"Blood And Glitter"189
2Ikke Hüftgold"Lied mit gutem Text"111
3Will Church"Hold On"111
4TRONG"Dare To Be Different"71
5Lonely Spring"Misfit"70
6Anica Russo"Once Upon A Dream"65
7Rene Miller"Concrete Heart"62
8Patty Gurdy"Melodies Of Hope"56

Lord Of The Lost feierten schon Charterfolge

Doch wer ist Lord Of The Lost eigentlich? „Jungs von St. Pauli“ seien sie, sagte Sänger Chris Harms, als in der Nacht zum Sonnabend plötzlich die Scheinwerfer auf seine fünfköpfige Rock-Combo ausgerichtet waren. Einzig der Schlagzeuger Niklas Kahl, der sei aus dem Harz.

Gegründet wurde die Rockband 2009. In interessierten Kreisen kennt man sie bereits, auch ihre Fan-Basis gilt als lebhaft. Im Mainstream hatten Lord Of The Lost schon Achtungserfolge. Anfang 2023 schoss das Album „Blood & Glitter“ an die Spitze der deutschen Album-Charts. Zuvor war das Quintett 2021 mit „Judas“ bereits einmal auf Platz zwei gelandet.

Lord Of The Lost auch in Wacken dabei

Ihre Musik bezeichnet Chris Harms als Stilmix aus Metal, Rock, Gothic und Industrial. Die Band fühlt sich bei Live-Auftritten wohl. Die „halbe Welt“ habe man dabei mittlerweile bespielt, wie es Chris Harms nennt. Festivals wie das Wacken Open Air, bei dem sie Anfang August wiederholt zum Line-up zählen werden, gehören ebenfalls zu Programm. Und die Großen des Fachs schätzen sie durchaus: Lord Of The Lost waren mit Iron Maiden auf Tour – und wiederholen diese Kooperation im kommenden Sommer.

Bekannt ist die Band zudem für ihre durchdacht geplanten Auftritte – Musik und Outfits bilden ein Gesamtkonzept. Die Kostüme sind mitunter aufwendig, die Schminke dick. So entstand auch die Performance beim ESC-Vorentscheid. „Einfach in Jeans und T-Shirt auf die Bühne zu gehen“, das würde sich für Lord Of The Lost komisch anfühlen, sagte Harms.

Nino de Angelo gratuliert Lord Of The Lost

Aufgeschlossen: LOTL-Sänger Chris Harms, hier im Gespräch mit ESC-Moderaotrin Barbara Schöneberger.
Aufgeschlossen: LOTL-Sänger Chris Harms, hier im Gespräch mit ESC-Moderaotrin Barbara Schöneberger. © Picture Alliance

Der Sänger ist allerdings auch in anderen Gefilden als dem harten Rock unterwegs – auch als Produzent. Unter anderem arbeitete Harms mit Schlagersänger Nino de Angelo („Jenseits von Eden“) zusammen. „Ein guter Song ist ein guter Song! Ob du ihn jetzt mit einer Gitarre oder einer Tuba spielst, ist letztendlich egal“, sagte Harms 2021 in einem Interview von „rtl.de“.

„Leute, ich habe doch gesagt, ich habe Ahnung von dem Scheiß“, kommentierte Nino de Angelo auf seinem Instagram-Kanal den Sieg seiner Freunde: „Lord of The Lost fährt für Deutschland zum Grand Prix, Gott sei Dank kein anderer. Sonst wäre es wieder ein Fiasko gewesen. Sie werden mit Sicherheit unter den ersten Zehn landen.“

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Ex-Blümchen singt mit Lord Of The Lost

Und auch mit dieser Kombination ließen LOTL aufhorchen: Für das aktuelle Studioalbum nahm die Band gemeinsam mit Jasmin Wagner, ehemals bekannt als Dance-Sternchen „Blümchen“, eine Coverversion des Roxette-Hits „The Look“ auf. Jasmin Wagner war denn auch eine der ersten Gratulantinnen zur Qualifikation von Lord Of The Lost für das ESC-Finale in Liverpool. „Winner, Winner, Chicken Dinner“, schrieb die 42-Jährige der Band in ihre Instagram-Story.

Bleibt Lord Of The Lost zu wünschen, dass ihnen am 13. Mai in Liverpool mehr Glück beschieden sein wird als dem letzten Hamburger Final-Beitrag beim ESC: 2015 fuhr die Sängerin Ann Sophie mit null Punkten und dem letzten Platz zurück aus Wien.