Hamburg. In der Hamburger Kulturszene ist diese Woche viel los: was Sie außer ganz frischer Kunst, zeitlosen Texten und tollen Filmen noch erleben können.
Blech aus Kanada, bierseliger Keltenpunk aus den USA, Filmkunst zwischen Nordatlantik und Mittelmeer, historische Literatur aus der Ukraine und tagesaktuelle deutsche Comedy. Und noch ein Hit aus England, der „Budapest“ heißt: Die nächsten Tage bieten wieder grenzenloses Kulturvergnügen. Unsere Auswahl.
Kultur-Tipp der Woche: Eine wilde Party mit den Dropkick Murphys
Spätestens wenn Banjo und Akkordeon sich zum Intro von „I’m Shipping Up To Boston“ vereinen, wird es am 15. Februar kein Halten mehr geben. Denn wo die aus Boston stammende Folk-Punk-Band Dropkick Murphys hinlangt, wächst kein Gras mehr, das Geläuf der Bahrenfelder Trabrennbahn hat sich immer noch nicht ganz vom Besuch der Truppe im Jahr 2011 erholt.
Und Bier ist auch schnell alle, mit dieser Band ist jeder Tag St. Patrick’s Day. Denn der derb rockende wie urtümliche Sound der Murphys verlangt nach enthemmtem Exzess, auch hierzulande: „Turn Up That Dial“ war 2021 das dritte Top-Ten-Album in Folge. Es wird übrigens ein langer Abend, mit dabei sind Pennywise, The Rumjacks und Jesse Ahern.
Dropkick Murphys, Pennywise, The Rumjacks, Jesse Ahern Mi 15.2., 19.30, Sporthalle (U Lattenkamp), Krochmannstraße 55, Karten zu 53,05 im Vorverkauf; www.dropkickmurphys.com
Filmfest-Special im Abaton: „Godland“ erzählt die Geschichte eines Missionars
Raues Land, raue Menschen, raues Leben: In jeder Sekunde sieht, ja spürt man die Unbarmherzigkeit (aber auch die Schönheit) der Natur Islands, der die Menschen das Nötigste abtrotzen. Das gilt umso mehr im 19. Jahrhundert, als der Däne Lucas (Elliott Crosset Hove) nach Island kommt, um eine Kirche zu errichten und zu missionieren.
Die Strapazen, die Ablehnung und mysteriöse, überirdisch erscheinende weitere Umstände machen seine Aufgabe schier unmöglich, wie man in Hlynur Pálmasons Spielfilm „Godland“ sieht. Das Werk mit beeindruckender Kameraarbeit von Maria Von Hausswolff hat noch keinen deutschen Verleih, dennoch lässt es sich der scheidende Filmfest-Chef Albert Wiederspiel nicht nehmen, „Godland“ am 14. Februar bei einem Filmfest-Special im Abaton persönlich vorzustellen.
„Godland“ Di 14.2., 19.30, Abaton (Bus 4, 5), Allende-Platz 3, Karten 10,-; T. 41 32 03 20; www.abaton.de
Indierock aus Brighton: The Kooks spielen in der Sporthalle
Als die von The Strokes aufgewirbelte Garagen- und Indierock-Welle der frühen Nuller-Jahre etwas abflaute, tauchten The Kooks aus Englands Rockschmiede Brighton auf und gaben der Sache mit den beiden Alben „Inside In/Inside Out“ (2006) und „Konk“ (2008) noch einmal richtig Schwung.
Als Belohnung für „Konk“ bekam die Band um Sänger Luke Pritchard seinerzeit offenbar auch den Hausschlüssel für die Hamburger Sporthalle, denn dort traten die Kooks seitdem regelmäßig auf, so wird es auch am 13. Februar sein, wenn sie den 15. Geburtstag von „Inside In/Inside Out“ feiern und ihr Debüt durchspielen.
The Kooks, Stone Mo 13.2., 19.30, Sporthalle (U Lattenkamp), Krochmannstraße 55, Karten zu 43,25 im Vorverkauf; www.thekooks.com
Junge Künstler zeigen ihr Können bei der Jahresausstellung in der HfbK
Die Jahresausstellung an der Hochschule für bildende Künste Hamburg ist eine Konstante im Kulturkalender: Wer wissen möchte, was gerade bei Malerei, Skulptur, Performance, Film, Fotografie, Soundinstallation und Design angesagt ist, sollte den Rundgang durch die Ateliers und Seminarräume an diesem Wochenende nicht verpassen.
Studierende präsentieren dort ihre aktuellen Arbeiten. Zudem hat Tobias Peper, Künstlerischer Leiter des Kunstvereins Harburger Bahnhof, im benachbarten Galerieraum ICAT eine sehenswerte Ausstellung mit Masterstudierenden der Hochschule für bildende Künste und zehn Austauschstudierenden des Goldsmiths, University of London, kuratiert.
Jahresausstellung der HfbK Fr/Sa 11./12.2., Hochschule für bildende Künste und ICAT (Busse 25, 172 Uferstraße), Lerchenfeld 2-2a, Wartenau 15, jew. 14.00-20.00, Eintritt frei, öffentliche Führungen 16.00 und 18.00 (dt.), 16.00 (engl.), www.hfbk-hamburg.de
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Salon Arsenalna: Texte von Lessja Ukrajinka im Schauspielhaus
Das Theater-Restaurant des Schauspielhauses verwandelt sich am 12. Februar zum dritten Mal in den „Salon Arsenalna“, um mit Literatur, Bildern und Musik über den Ukraine-Krieg ins Gespräch zu kommen.
Gelesen werden Texte von Lessja Ukrajinka (1871-1913), die als eine der wichtigsten ukrainischen Autorinnen der Moderne gilt. Neben feministischen Themen spielt die Unterdrückung der Ukraine durch das russische Zarenreich eine zentrale Rolle in ihren Werken. Auch wenn die Autorin vor 110 Jahren starb, sind ihre Texte aktueller denn je.
Salon Arsenalna So 12.2., 20.15, Schauspielhaus (U/S Hbf.), Kirchenallee 39, Karten ab 12,- im Vorverkauf; www.schauspielhaus.de
Comedian Maxi Gstettenbauer gastiert auf der Reeperbahn
Der nasskalte Winter zehrt an den Nerven. Die „Gute Zeit“ muss langsam wieder her. Und genau die liefert Comedian Maxi Gstettenbauer in seinem gleichnamigen Bühnenprogramm. Irgendwo zwischen Untenrum-Humor und Gesellschaftskritik findet er, was die Leute so an ihm mögen: Albernheit, gepaart mit klugen Alltagsbeobachtungen.
Man kennt den Entertainer außerdem durch den „Gut Abgehangen“-Podcast, den er zusammen mit dem Österreicher Alain Frei präsentiert. In diesem sprechen die beiden über alles, was sie bewegt, wobei Gstettenbauer dabei immer wieder durch das goldene Mitte zwischen Witz und Ernsthaftigkeit auftrumpft. Eine andere Seite seiner Person beschreibt er, müde geworden, seine Krankheit zu verheimlichen, in seinem neuen Buch „Meine Depression ist deine Depression“.
Maxi Gstettenbauer Mo 13.2., 19.30, Schmidt Theater (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 27-28, Karten ab 15,10 im Vorverkauf; www.tivoli.de
Die Farben des französischen Sommers am Mittelmeer – zu sehen im Metropolis
Blau, blau, blau schimmert das Mittelmeer. Dazwischen die Sepiatöne der französischen Südküste. Und grell wie die Sonne dazwischen ein weißes „Képi Blanc“ der französischen Fremdenlegion: Es sind so alltägliche wie ungewöhnliche Bilder, welche die Hamburger Kamerafrau und Regisseurin Helena Wittmann („Drift“) in ihrem zweiten Langfilm „Human Flowers Of Flesh“ komponiert.
Sie untermalen die Reise von Seglerin Ida (Angeliki Papoulia) und ihren fünf Begleitern von Marseille über Korsika bis Algerien, wobei nie ganz klar ist, was eigentlich real ist und was Tagtraum. Außergewöhnlich. Das Metropolis Kino neben der Staatsoper zeigt „Human Flowers Of Flesh“ am 14. Februar.
„Human Flowers Of Flesh“ (OmU) Di 14.2., 21.15, Metropolis (U Gänsemarkt), Kleine Theaterstraße 10, Karten 9,-; www.metropoliskino.de
George Ezra kommt zum Konzert in die Barclays Arena
Der Strom Pop-affiner englischer Singer/Songwriter versiegt nie. Vor ein paar Jahren ploppte ein junger Mann namens George Ezra auf die Bildfläche. Er ist dort in den vergangenen zehn Jahren geblieben, seit er mit dem eingängigen „Budapest“ die europäischen Charts stürmte.
Alben veröffentlicht der heute 29-Jährige im Vier-Jahres-Rhythmus. Zuletzt erschien „Gold Rush Kid“, in England natürlich eine Nummer eins, aber auch in Deutschland nicht schlecht in den Charts platziert. In beiden Ländern gab es übrigens 2019 die fälligen Auszeichnungen für den Darling des meist fröhlich versierten Popsongs, einen Brit Award und eine Goldene Kamera.
George Ezra 15.2., 20.00, Barclays Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 48,70 im Vorverkauf; www.georgeezra.com
Kultur-Tipp der Woche: Klassik und Pop interpretiert von der Blaskapelle Canadian Brass
Blasmusik, ja, das ist so eine Sache aus norddeutscher Sicht. Wobei Melodien ja nicht nur in bayrischen Bierzelten auf die Hörner genommen werden. Eine der populärsten Blechbläser-Ensembles kommt aus dem kanadischen Toronto und reist bereits seit 1970 immer wieder um die Welt, um Werke aus Klassik, Jazz und Pop gut durchzupusten.
Schon die Optik des Fünfers in Anzug und weißen Sneakers unterstreicht den Crossover-Charakter des aktuellen Programms „Canadiana“: Bandgründer Chuck Daellenbach an der Tuba, der 2022 eingestiegene Trompeter Fabio Brum sowie Achilles Liarmakopoulos, Jeff Nelsen und Caleb Hudson präsentieren am 14. Februar in der Laeiszhalle Werke von Monteverdi, Bach, Mozart und Piazzolla, aber auch Traditionals, Jazz-Standards und Pop-Klassiker wie „Penny Lane“ von den Beatles.