Hamburg. In „Bullitt“ und „Getaway“ ist Steve McQueen der supercoole Star. Das Zeise zeigt die Klassiker jeweils gepaart mit Tarantino-Filmen.

„Manche Eltern wollten wegen der heftigen Filme, die ich schaute und von denen ich erzählte, nicht einmal mehr, dass ich in der Schule mit ihren Kindern spielte“, erinnert sich Quentin Tarantino in seinem Buch „Cinema Speculation“, einer mitreißenden Liebeserklärung an das Kino vor allem der 1970er-Jahre.

Schon als kleiner Junge besuchte er, häufig mit seiner Mutter, Doppel- oder sogar Dreifachvorstellungen in Los Angeles, sah Gewaltepen wie Sam Peckinpahs „The Wild Bunch“ oder John Boormans „Deliverance“ („Beim Sterben ist jeder der Erste“). Für einen Zehnjährigen eher ungeeignet, doch seine Mutter war der Meinung: „Quentin, mir macht es mehr Sorgen, wenn du die Nachrichten schaust. Ein Film wird dir nicht wehtun.“ Einer tat es dann doch, wie man einer anderen Geschichte im Buch entnehmen kann: „Bambi“.

Quentin Tarantino und die James-Bond-Erweckung

Der kleine Quentin wurde jedenfalls mit einer Unmenge an Filmen aller Genres groß, deren Titel er akribisch auf Karteikarten notierte. Bis heute unvergessen ist für ihn der Tag, an dem er seinen ersten „James Bond“ sah („Ein bahnbrechender Moment im Leben eines Jungen“) oder die Begegnung mit Blaxploitation-Filmen wie „Shaft“ und „Super Fly“ in einem Schwarzenviertel von L.A. („Mein kleines Gesicht war das einzige weiße im Raum“).

Der spätere Starregisseur erlebte hier prägende Momente, die sich in Filmen wie „Pulp Fiction“, „Jackie Brown“, „Kill Bill“ oder „Django Unchained“ niederschlugen.

Zeise Kino zeigt Tarantinos Lieblingsfilme

Einigen Filmen, die ihm besonders wichtig waren (und sind), widmet er in „Cinema Speculation“ ganze Kapitel. Zwei von ihnen zeigt das Hamburger Zeise-Kino jetzt, jeweils in Kombination mit einem Tarantino-Klassiker.

Den Auftakt macht „Bullitt“ mit Steve McQueen, über den Quentin Tarantino eine Menge zu erzählen hat. Etwa, dass McQueen nicht gerne las („Man darf bezweifeln, dass er jemals freiwillig ein Buch in die Hand nahm“), weshalb seine Frau Neile die Drehbücher sichtete. Ohne sie, so Tarantino, wäre die Karriere des Motorrad- und Waffenfans gewiss anders verlaufen. Und da McQueen auch nicht sonderlich gern redete, riss er, so jedenfalls die Legende, „einfach ganze Dialogseiten aus den Drehbüchern“.

Auch „Once Upon A Time In Hollywood“ im Zeise

Tatsächlich sind die Dialoge in „Bullitt“, dieser Kriminalgeschichte um einen angeblichen Kronzeugen, der beschützt werden muss, auch nicht das Zentrum dieses Films. Und was die Handlung angeht, schreibt Tarantino: „Wer den Film seit fünf, sechs Jahren nicht gesehen hat, kann den Plot von ,Bullitt’ meist nicht nacherzählen.“ Aber er oder sie erinnert sich an die spektakulären Autoverfolgungsjagden, an die von Regisseur Peter Yates so fantastisch in Szene gesetzte Stadt San Francisco und an „den Grund dafür, dass wir den Film schauen“: natürlich Steve McQueen.

Selten in der Geschichte Hollywoods habe ein Filmstar weniger getan und mehr erreicht, in dem er eine Rolle einfach „mit sich selbst“ füllte. McQueens schweigsamer Lt. Frank Bullitt sei „die Ausgeburt der Coolness“, dem nichts und niemand einen Schweißtropfen auf die Stirn treiben könne. Für Tarantino ist das Ereignis auf der Leinwand „einer der bestinszenierten Filme aller Zeiten“. Im Zeise wird er am 15. Februar mit „Once Upon A Time In Hollywood“ (2019) kombiniert.

Zeise: Doppel-Filmabend mit „Inglourious Basterds“

Eine Woche später gibt es dann zunächst eine Wiederbegegnung mit einem anderen Steve McQueen-Film: „Getaway“, die Geschichte eines Bankräubers und seiner Frau (Ali MacGraw). Ein Film, der für Tarantino so wichtig ist, dass er sogar eine eigene 35mm-Technicolor-Kopie besitzt. Zwar gebe es dramaturgisch „ein paar ärgerliche Makel“, die Regisseur Sam Peckinpah anzulasten seien, dennoch sehe man als Zuschauer „eine der größten Liebesgeschichten im Kriminalfilm“.

Und dann nimmt Tarantino, wie auch im Rest des Buches, einzelne Szene auseinander und beweist eine ungeheure Detailkenntnis. Immer wieder, so wird deutlich, hat er sogar mehr gesehen als Regisseure und Produzenten. Im Zeise wird „Getaway“ am 22. Februar mit „Inglourious Basterds“ gepaart.

Zu gern würde man nach diesem Buch auch Klassiker wie „Taxi Driver“, „Dirty Harry“, „Rocky“ oder „Flucht von Alcatraz“ noch einmal auf großer Leinwand – und mit Tarantinos Augen – sehen. Aber vielleicht legt das Zeise, verfügbare Filmkopien vorausgesetzt, ja noch nach.

„Bullitt“ und „Once Upon A Time In Hollywood“ Mi 15.2., 19.00 bzw. 21.30,


„Getaway“ und „Inglorious Basterds“
Mi 22.2., 19.00 bzw. 21.30, Zeise (Friedensallee 7-9), alle Filme in der Originalfassung mit Untertiteln, Karten: www.zeise.de

Das Buch: „Cinema Speculation“ von Quentin Tarantino, Kiepenheuer & Witsch, übersetzt von Stephan Kleiner, 400 Seiten, 26 Euro