Hamburg. „Mercy“ heißt das aktuelle Doppelalbum von John Cale. Londoner Rapperin Little Simz hat neues Album veröffentlicht: „No Thank You“.

Ein kreativer Geist ist er schon immer gewesen. Selbst im Alter von 80 Jahren zählt er sich nicht zu den „alten Eisen“, sondern ist offen für Experimente und Begegnungen mit jüngeren Musikern. „Mercy“ (Domino Records) heißt das aktuelle Doppelalbum von John Cale. Es ist seine erste
Veröffentlichung nach elf Jahren. Darauf arbeitet der Sänger und Komponist mit Elektro-Künstlern wie Laurel Halo, Actress, Sylvan Esso, aber auch mit Sängerinnen wie der aus Argentinien stammenden Tei Shi oder der gerade gefeierten Weyes Blood. „Mercy“ ist ein düsteres Album geworden, der Zustand der Welt mit seinen Kriegen und Katastrophen findet sich in Cales Texten wieder.

Im Titelsong singt er von „menschlichen Wölfen“, die sich immer mehr Waffen beschaffen; „Time Stands Still“ malt die Klima-Apokalypse an die Wand und „The Legal Status Of Ice“ ist ein metaphorischer Song über schmelzende Pole. Cales melancholische Stimme passt perfekt zu diesen albtraumhaften Liedern. Die Schönheit der Melodien wird überlagert von den elektronischen Beats und Sounds, die wie Störgeräusche klingen. Cale war schon ein Meister der Balladen als er zusammen mit Lou Reed Mitte der 60er-Jahre mit der Unterstützung von Andy Warhol Velvet Underground gründete. Man muss sich auf diese neue Musik einlassen wie auf eine große Sinfonie.

John Cale hat in seiner langen Karriere eine Menge Meisterwerke geschaffen wie „Fear“, „Paris 1919“, „Helen Of Troy“ und „Music For A New Society“. „Mercy“ reiht sich hier mühelos ein und ist ein überragendes Alterswerk des walisischen Künstlers. Auf Tournee geht John Cale in diesem Jahr auch: Am 25. Februar gastiert er auf Kamp­nagel.

John Cale: Mercy CD
John Cale: Mercy CD © Domino Records (Goodtogo) | Domino Records (Goodtogo)

Little Simz setzt Erlebnisse und Beobachtungen in Beziehung zu gesellschaftlichen Ereignissen

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Ohne große PR-Kampagne hat die Londoner Rapperin Little Simz ein neues Album veröffentlicht: „No Thank You“ (Forever Living Originals/AWAL) ist eine Bestandsaufnahme der Gegenwart, bei der Little Simz eigene Erlebnisse und Beobachtungen in Beziehung zu gesellschaftlichen Ereignissen setzt. Die Geschichte schwarzer Menschen und der alltägliche Rassismus sind in den klugen Texten besonders im Fokus. Produziert hat Simbi Ajikawo, so ihr bürgerlicher Name, die zehn neuen Tracks mit ihrem kongenialen Partner Inflo, mit dem sie bereits ihre vorangegangenen Alben „Sometimes I Might Be Introvert“ und „Grey Area“ für ihr eigenes Label aufgenommen hat.

Inflo war übrigens auch für die Produktion von Adeles „30“ und für die Alben des Kollektivs Sault verantwortlich. Leider gibt es „No Thank You“ bisher nur als digitalen Download. Die einzelnen Nummern sind durchsichtig aufgenommen, sodass Little Simz’ Stimme klar und deutlich zu hören ist. Die wesentlichen musikalischen Einflüsse stammen aus der afroamerikanischen Musik, also aus Gospel, Jazz, Soul und Rap. Mit „No Thank You“ ist Little Simz endgültig zur wichtigsten Hip-Hop-Künstlerin der Gegenwart geworden.